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Die Schlacht bei Sulzdorf / Ingolstadt vom 4. Juni 1525 - unter Betrachtung der Geleitstraßen auf dem Gau


Ich gehe zur Schlacht vom 4. Juni 1525 bei Sulzdorf / Ingolstadt einige Wagnisse ein. Ich erlaube mir, den Bauernkrieg und damalige Geleitstraßen auf dem Gau zusammen zu bringen zu versuchen. Von Würzburg aus gab es mehrere Geleitstraßen, die über den Gau bzw. am Rand des Gaus liefen: Würzburg - Lauda (vermutlich über Grünsfeld - Kleinrinderfeld), Würzburg - Mergentheim, Würzburg - Röttingen und die wichtige Fernstraße Nürnberg - Frankfurt, die praktisch als Querspange diese drei Geleitstraßen kreuzte. Ebenso kreuzte die Weinstraße die von Würzburg auf den Gau ausgehenden Geleitstraßen, unter anderem eine oberhalb von Sulzdorf / Ingolstadt. Von dieser Querspange aus gab es eine Geleitwegabzweigung direkt auf Königshofen zu, auf die dortige Tauberfurt, mit einer folgenden kurpfälzischen Geleitstraße über Boxberg Richtung Heidelberg. Bewegten sich an diesem 4. Juni 1525 der Bauernhaufen und das bündische Heer auf diesen Straßen? Wo zog genau der Bauernhaufen von Heidingsfeld aus nach Königshofen über den Gau? Nahm der Bauernhaufen die kürzeste Strecke nach Königshofen, da Dringlichkeit des Zuzugs geboten war, um den Bauernhaufen in Königshofen zu stärken? Wo zogen die bündische Reiter entlang, um auf den Bauernhaufen zu stoßen? Wie war das Zusammenspiel von bündischer und würzburger Reiterei am 4. Juni genau? Warum zog der bündische Haupttross am 4. Juni über Vilchband Richtung Wittighausen? Wollte er Richtung Kleinrinderfeld oder Richtung Moos? Wo exakt war der Aufbau der Wagenburg des Bauernhaufens? 2025 jährt sich die Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt zum 500sten Male. Zeit einige Fragen zum Ablauf der Schlacht neu zu stellen. Wenn auch einige Antworten darauf bisher noch sehr provisorisch, spekulativ ausfallen, neue Fragen aufwerfen.


https://geoportal.bayern.de/bayernatlas



https://geoportal.bayern.de/bayernatlas




Kleinwellig modellierte Reliefackerbaulandschaft des Gaus bei Sulzdorf / Ingolstadt (powered by Magicmaps) mit vermutlichem Standort der Wagenburg auf der Höhe der Alten Straße zwischen Sulzdorf und Albertshausen




Schmittsche Karte 1797 https://maps.arcanum.com/de/map/schmittsche-karte Heidingsfeld ganz oben, SULZDORF unten



Schmittsche Karte 1797 https://maps.arcanum.com/de/map/schmittsche-karte Sulzdorf rechts oben, Königshofen links unten


Fackenhofen Karte von 1792


https://geoportal.bayern.de/bayernatlas Katasterkarte 1820 Kreuzung der Geleitstrasse Würzburg - Mergentheim auf den Anhöhe über Sulzdorf und Ingolstadt mit der alten Weinstrasse, auf der Karte als Diebspfad eingetragen; Gewannnamen unter der Strasse, an der Strasse, Strassaeker


An der alten Geleitstrasse Würzburg - Mergentheim zeigen viele Gewannnamen auf den früheren Strassencharakter, auf dessen überörtliche Bedeutung hin; hier Strassenaeker, an der Strasse



Karte des Hochstifts Würzburg von 1634, StAWü, Würzburger Risse und Pläne I 281

Die Strasse von Heidingsfeld nach Sulzdorf mit roter Linie nachgezeichnet.

Nachtrag März 2024



Karte der von Ingolstadt - Moos - Maisenbach - Kleinrinderfeld - Irtenberg ziehenden Weinstraße und des Vicinalweges von Kist nach Kleinrinderfeld. Über diesen Weg und diese Straße sind die ca. 300 Reiter am 4. Juni 1525 morgens vom Wald bei Würzburg aus auf den Gau geritten, um den von Heidingsfeld nach Königshofen marschierenden Bauernhaufen zu erkunden.

Würzburger Risse und Pläne I / 579  Staatsarchiv Würzburg

Nachtrag April 2024








Für die Vorgeschichte und den Ablauf der Schlacht vom 4. Juni 1525 bei Sulzdorf und Ingolstadt gibt Ambrosius Geyer, Verwandter von Florian Geyer, zur würzburgischen Reiterei gehörend einen sehr wichtigen Augenzeugenbericht ab:


"Am sambstag, den pfingstabend [3 juni] zu nacht bin ich, Ambrosius Geyer, mit meines gnedigen herrn marschalck, Heinrich druchseß, mit 250 pferden die nacht für Würtzburg geritten zu dem schloß, sie darinnen zu trösten, als das geschahe, und [wir] für das schloß auf einen berg bey einem holtz, der Forst genannt, hielten, und etlich auß uns (mit denen ich selbst für das schloß geritten) schickten alsbald zween knecht hinnein, die solten inen verkünden, was uns gott für glück verliehen hette. Als aber die im schloß und die burgerschaft die reuter ersahen, da wurde unter inen frewd und leid, wie dann gut zu gedencken. Darnach wurd uns von dem schloß angezeigt, wie die bawrn in der nacht mit viel fänlein auf das gay zügen, und als wir widerumb am pfingsttag frü [4 juni] für das schloß fürüber zogen, wurden wir bei Ingolstatt der bawrn gewar, die uns nachzogen, biß so lang der bündisch und pfaltzgrävisch, beide reißige zeug zu uns kamen.
Am pfingstag ist das läger vor Königshofen aufbrochen und auf Würtzburg ziehen wollen. Als man aber schon angezogen, kam bottschaft von den rayßigen, die vor dem schloß Würtzburg gewesen waren, daß ein versamblung bawren daher zügen, und ist derselben fürnemen, gewest, den obgemelten bawrn, so vor Königshofen durch die bünd- und pfältzischen geschlagen, rettung und hülf zu thun, nach dem inen zuvor kundschaft worden, wir ir brüder bey Königshofen auf einem berge (wie dann die warheit) in ir wagenburg stunden und von dem bund belegert waren, on hült und rettung von dannen nit kommen mochten.


Als man aber solches vernommen, sind rayßigen in ir ordnung zusammen geruckt, deßgleichen auch die knecht, so viel ir dazumal im feld (der uber 1200 nit waren), doch haben sie das geschütz bey inen gehabt.


Und ist das die ursach, warumb so wenig knecht heraußen im feld gewest sind und auß dem flecken Königshofen nit ziehen, dann sie wolten von der schlacht, welche vor Königshofen geschehen, iren schlachtsold haben, den sie gleich nit sonderlich verdient hetten, nachdem schier allein die rayßigen die bawrn schlugen, darum auch der bund vermeint, in denselben schlachtsold nit schuldig zu sein, und wo die knecht das geschütz bey sich behalten, hetten sie on zweifel darau getrungen, daß man inen den schlachtsold hett geben müssen.
Und als die bawrn vermerckt, daß ire brüder vor Königshofen, den sie zu hülf und rettung kommen wolten, schon geschlagen waren und die reuter auf sie daher sehen dringen, sein sie zu irem vorteil an einen berg zwischen Sultzdorf und Ingolstatt gewichen, als ir wagenburg beschloßen.


Und wiewol wenig knecht, wie vorgemeldt, bey den rayßigen waren, welche knecht sonderlich auf das geschütz achtung haben müssen, sein sie doch, die rayßigen, alsbald den bawrn zugezogen.


Als aber die bawrn (die ungeferlich 12000) angeschlagen wurden) die reuter so nahend bey inen ersehen, und immer ein haufen reuter nach dem andern aufs negst hinnach geruckt, von dem sich ein groß gestöb erhebt, darob die bawrn sonderlich erschrocken, haben sie, die bawrn, mit gantzer macht die flucht geben. Als aber die reuter ersahen, daß die bauern flüchtig worden sind, haben sie den nechsten darauf gehawen, der bawren ordnung zertrennt und in eine gute meil wegs nachgefolgt, in sie geschlagen und gestochen und damit das feld behalten. ..."
(Ambrosius Geyer: Handlung des Bunds wider die Bauern. In: Franz Ludwig Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben, Seite 721ff.)



Ambrosius Geyer gibt für den Ort der Schlachtauseinandersetzung eine wichtige topografische Angabe: "sein sie zu irem vorteil an einen berg zwischen Sultzdorf und Ingolstatt gewichen, als ir wagenburg beschloßen." Also der Bauernhaufen hat seine Wagenburg an einem Berg aufgebaut. In der leicht welligen Ackerbaulandschaft des Gaus also eher eine Anhöhe, ein Hügelchen das sich 20, 30, 40 Meter über das übrige Gelände erhebt. Im Norddeutschen werden ja auch kleine Bodenerhebungen über 15 m NN als Berg bezeichnet, genauer als Barg. Die erst nach dem Bauernkrieg errichtete Kauzenmühle in der Nähe der im Bauernkrieg teilweise abgerissen, dann ausgebrannten Wasserburg lag logischerweise, da am Bach mühlend, im tieferen Geländebereich der Markungen von Sulzdorf und Ingolstadt. Und eine Wasserburg wird auch nicht auf einer Höhenlage errichtet, benötigt die Wasserzufuhr durch einen Bach. Also hier im Bereich der Wasserburg war nicht das Gelände um einen Berg. Wir müssen also den Standort der errichteten Wagenburg an einem anderen Ort suchen. An einem Anhöhenort.  


Betrachten wir die Straßenlage, da der von Heidingsfeld nach Königshofen eilende Haufen sicherlich die kürzeste Strecke genommen hat, um nach Königshofen zu eilen. Ausgangspunkt war die Heidingsfelder (Hohe) Steige. Von Heidingsfeld führte eine Geleitstraße nach Röttingen, eine nach Mergentheim, das wäre teilweise die Richtung nach Königshofen. Eine weitere würzburgische Hauptstraße (Geleitstraße) ging in Richtung Lauda, aber vermutlich von Würzburg aus über Kleinrinderfeld - Grünsfeld. 1596 ließ Julius Echter ein Verzeichnis der würzburgischen Geleitstrecke anlegen: "von Würzburg aus bis gen Lauda hat das Stift Würzburg auch zu geleiten hergebracht und sonst niemand." ... "von Würzburg nach Bütthard-Ösfeld und dann bis zu dem neu gesetzten Geleitstein bei Löffelstelzen ... (Geleitstrecke nach Mergentheim)". Zudem verläuft über Ösfeld - Bowiesen - Marstadt die Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt wie eine Querspange Richtung Königshofen. Von der Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt führte eine Abzweigung bei Marstadt - unterhalb Sailtheim direkt nach Königshofen, zur dortigen Tauberfurt. Möglichkeiten über Geleitstraßen in Richtung Königshofen zu marschieren, hatte der Bauernhaufen also einige. Was wäre die kürzeste Variante gewesen? Von Lindflur, an Albertshausen vorbei führte eine Straße direkt auf Sulzdorf zu, über die Höhen. Bei dieser Höhe bei Sulzdorf ist heute ein Wasserhochbehälter erbaut, ein gutes Zeichen, dass es sich hier um einen Geländehochpunkt handelt. Könnte das der Ort, der Berg, das Bergchen gewesen sein, an dem die Bauern ihre Wagenburg errichtet haben? Zwischen Sulzdorf und Ingolstadt bildet der Wolfsgrund eine typische Einmuldung, die von einer Anhöhe wasserführend herunter in einen tieferen Bereich, also einen Bach geht. Und bei der Anhöhe finden wir die alte Straße von Sulzdorf in Richtung Albertshausen / Lindflur. Nehmen wir diese Anhöhe als Ort der Schlacht, wäre die Schlacht also nicht wörtlich zwischen Sulzdorf und Ingolstadt gewesen, sondern zwischen den Gemarkungen von Sulzdorf und Ingolstadt an der Alten Straße zwischen Bütthard und Heidingsfeld.  


Schwieriger ist es, die räumlichen und zeitlichen Angaben von Ambrosius Geyer vom 3. bis 4. Juni einzusortieren. Die erscheinen widersprüchlich. In der Nacht des 3. Juni ist Ambrosius Geyer unter dem würzburgischen Marschall Heinrich Truchseß mit 250 Pferden in Richtung Schloss Unserfrauenberg geritten, in einem Forst (Guttenberger Forst?) gehalten und dann mit einigen Reitern und Knechten zum Schloss geritten. Und bekamen auch Kontakt zur Schlossbesatzung. Und auch die Information, dass die Bauern mit vielen Fähnlein auf den Gau ziehen wollten. Die Würzburger Reiter wollten zum Schloss, haben also von Königshofen aus eher in die Richtung Kleinrinderfeld, Guttenberger Forst gezielt, um über Höchberg an das Schloss auf der Höhe heranzukommen. Durch den Höchberger Weg entlang der Weinberge. Was durchs Maintal direkt aufgrund des bäuerlichen Haufens mit Quartier in Heidingsfeld nicht möglich gewesen wäre. Da wäre die Entdeckungsgefahr zu groß gewesen.


Am 4. Juni frühs zogen die Würzburger Reiter erneut in Richtung Würzburg und entdeckten auf Sulzdorfer / Ingolstadter Gemarkung den Bauernhaufen. Also die Würzburger Reiterei stieß zuerst auf den Bauernhaufen. Kam die Würzburger Reiterei vom Lager in Königshofen? Oder hatte sie die Nacht in einem provisorischen Zwischenlager in dem Forst verbracht? Oder wollte sie zurück nach Königshofen reiten? Ambrosius Geyer schreibt hier leider nicht so schlüssig, wie es der Nachvollziehenversuchende gern eindeutig hätte. Er schreibt, dass der Bauernhaufen der würzburgischen Reiterei nachzog. Was heißt dieses nachziehen genau? Der Bauernhaufen folgte der würzburgischen Reiterei nach in Richtung Königshofen? Die Reiterei wusste ja von der Schlossbesatzung, dass der Bauernhaufen in Richtung auf den Gau gezogen ist. Insofern war für die Erkundung, wo sich der Bauernhaufen genau befand, für die Reiterei der Zug auf den Gau sinnvoll. Von Lindflur her, an Albertshausen vorbei, zieht eine Alte Straße zwischen den Ortsgemarkungen von Ingolstadt und Sulzdorf in Richtung Bütthard. Allerdings nicht durch Ingolstadt, nicht durch den Ort führend. Wenn die Würzburger Reiterei vom Schloss ins Lager Königshofen zurückkehrte, warum zog dann der Haupttross über Vilchband - Wittighausen? Statt auf den Gau? Plante man bündischerseits eine Zangenbewegung, um auf jeden Fall auf den Bauernhaufen zu stoßen? Wollte man über Wittighausen - Moos - Geroldshausen weiterziehen, am Rande des Gaus? Man wäre so nur wenige Kilometer von der Würzburger Reiterei entfernt gewesen. Hätte per reitende Boten schnell Kontakt gehabt. Der Bauernhaufen hätten so den Bündischen nicht auf dem Gau entweichen können. Hatte der Truchseß eine so weit gehende Strategie entwickelt? Klarer Vorteil für die Bündischen die genaue Orts- und Wegekenntnis der Würzburger Reiter, die den Gau aus der Wamstasche kannten. Da könnte beim konkreten Wissen, dass der Bauernhaufen über den Gau auf Königshofen zuzieht, eine regionstopographische Doppelstrategie der Vorwärtsbewegung auf den Gau entwickelt worden sein. Hier verbleiben leider viele offene Ungewißheiten, die bisher auch noch nicht besonders in der Geschichtsbetreibung diskutiert wurden.


Eindeutig ist Ambrosius Geyer soweit, dass die würzburgische Reiterei zuerst den Bauernhaufen in der Nähe von Sulzdorf / Ingolstadt gesichtet und gestellt hat. Dagegen ist das Bündische und Pfalzgräfische Heer erst danach an diesem Bereich eingetroffen. Und erst dann begannen die Aktionen der nun vereinigten Reiterei gegen die inzwischen formierte Wagenburg der Bauern auf der kleinen Anhöhe an der Alten Straße zwischen Sulzdorf und Albertshausen (Alte Straße zwischen Bütthard und Heidingsfeld).


Lorenz Fries, mit dem Bündischen Heer mitziehend, als Schreiber im Tross, in der Nähe des Würzburger Bischofes, gibt an, dass das Bündische Heer über Vilchband gezogen sei und hätte bei Wittighausen die Botschaft erhalten, dass der Bauernhaufen bei Sulzdorf / Ingolstadt stehe. Demnach hätte der Truchseß die Botschaft über den Standort des Bauernhaufens erst nach dem Aufbruch am 4. Juni von Königshofen erhalten. Könnte die eingeschlagene Richtung Vilchband - Wittighausen könnte auch eher andeuten, dass der Bündisch Troß nicht auf den Gau ziehen wollte, nicht in Richtung Heidingsfeld, sondern zum bischöflichen Unserfrauenberg Schloss, um dieses als erstes zu entsetzen. Also in Richtung Höchberg - Kleinrinderfeld, eventuell bei Nutzung der sogenannten Weinstraße? Hätte der Truchseß schon in Königshofen die Nachricht erhalten, dass der Bauernhaufen über den Gau, über die Straße Sulzdorf / Ingolstadt - Bütthard ziehe, dann wäre er priorisiert von vorne herein in diese Richtung mit dem Bündischen Heer unterwegs gewesen. Oder die Bündischen waren auf den Gau in einer zweiwegigen Doppelstrategie gezogen, wie oben angesprochen? Für die Zwei-Wege-Strategie beim auf den Gau Zug der Bündischen spricht sehr viel. Von Wittighausen gelangt man recht einfach über Gaubüttelbrunn nach Sulzdorf. Und erreicht dort die Alte Straße. Mit der auf einer kleinen Anhöhe formierten Wagenburg des Bauernhaufens. Oder ist von Wittighausen nach Bütthard gezogen. Oder von Moos aus auf den Höhenrücken zwischen Moos und Sulzdorf. Von einem bisher wenig bekannten Zeitzeugen, von Ulrich Wagner als "MS Heidenfeld" benannt, kommt eine wichtige örtliche Aussage. Er läßt von Moos aus Kräfte des schwäbischen Bundes auf den Bauernhaufen stoßen. Vermutlich von Moos aus über die Weinstraße unterwegs auf den Höhenrücken zwischen Moos und Sulzdorf, zur Kreuzung von Weinstraße und Geleitstraße. Und es werden die würzburgischen Reiter mit Ambrosius Geyer gewesen sein, die von ihrem Lager in der Nähe der Würzburger Festung am Morgen des 4. Juni aufbrachen, um auf den Gau zu gelangen und über Moos kamen. Auf der Weinstraße unterwegs steigt diese merklich an, um die Hochfläche zu erreichen. Verständlich daraus die Einschätzung Ambrosius Geyers, dass der Bauernhaufen auf einem Berg die Wagenburg formierte. Und hier war auch genügend Platz um das Rondell der Wagenburg durch die bündischen Reiterei immer mehr unter Staubentwicklung einzukreisen.


Was läßt sich daraus für den Schlachthergang ableiten? Der Bauernhaufen wurde bei der Höhe über Sulzdorf, der Alten Straße von Lindflur, an Albertshausen vorbei herkommend von der Würzburger Reiterei gestellt und formierte sich darauf als Wagenburg. D. h. Tausende von Bauern standen dicht gedrängt in Sommerhitze schattenlos hinter den Palisadenwagen und mit geführten Geschützen. Eine Situation, die kaum über Stunden auszuhalten ist. Die Würzburger Reiterei bestand aus ca. 250 Pferden (Zahlenangabe von Ambrosius Geyer), eventuell auch mehr. Von der Würzburger Reiterei unter Marschall Heinrich Truchseß wurden reitende Boten in Richtung des Bündischen Heeres gesandt. Das befand sich laut Lorenz Fries an Vilchband vorbei, auf Wittighausen zu. Wäre also nicht nach Sulzdorf / Ingolstadt marschiert bzw. geritten. Sicher war vorher unter den Bündischen - Würzburger die Marschrichtung des Bündischen Heeres abgesprochen worden, damit reitende Boten sprich Kundschafter neueste Information auch an ein schon von Königshofen abmarschiertes Heer überbringen können. Nach Erlangung der Botschaft, zog das Heer entweder über Gaubüttelbrunn, über Bütthard bzw. über Moos in Richtung Sulzdorf / Ingolstadt. Teile der bündischen und kurpfälzischen Reiterei sicherlich im Galopp voraus, um den Bauernhaufen in seiner Wagenburg auch langfristig festzusetzen. Staubwolken kündigten den dicht an dicht stehenden Bauernmassen in der engen Wagenburg weiteren Bündischen Zuzug an. Während den Bauern in der Wagenburg, den Hauptleuten, immer mehr klar wurde, dass die Herankunft Bündischer Reiterei nur bedeuten kann, dass der in Königshofen angesammelte Bauernhaufen geschlagen, vernichtet wurde.


Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung dürfte sich in den Reihen der Bauern und Bürger immer mehr breit gemacht haben. Denn auf was sollten sie hoffen? Es war klar, dass sie nun alleine waren. Keine Hilfe durch einen anderen Bauernhaufen. Einbrechende Dunkelheit, um sich in dieser davon zu machen, war noch ewig lang entfernt. Der Truchseß nutzte durch permanente Scheinangriffe auf die Wagenburg das psychologische Moment. Er erhöhte durch die Attacken den Streß und die Angst bei den Bauern, die sich innerhalb der Wagenburg kaum bewegen konnten. Eine enorme Staubentwicklung auf den ausgetrockneten Ackerböden erhöhte zudem die Wirkung auf den Bauernhaufen, von vielen Feinden umzingelt zu sein. Ohnmacht und Hoffnungslosigkeit machte sich in der Wagenburg bereit, denn es war zu erwarten, dass die Bündischen irgendwann noch ihre Artillerie aufbauten und ein gewaltiger Beschuss der Wagenburg begann. Ein Ausweichen in der Wagenburg war kaum möglich. Und dass auch noch das Fußvolk der Landsknechte aufmarschierte und einen Sturm auf die Wagenburg begann. Der Bauernhaufen war ein nicht homogener Haufen. Bauern aus unterschiedlichen Herrschaften waren hier zusammen. Kriegserfahrene, aber auch viele kriegsunerfahrene, die meisten ohne militärischen Drill, eher disziplinlos. Ein planvolles Absetzen schien nicht mehr möglich. Wälder in weiter Entfernung. Der Schreiber des Truchsess erwähnt, es gab die Absicht des Bauernhaufen in Richtung eines Waldes zu entfliehen, auf Befehl des Truchsesses trennten 200 Reiter eine mögliche Flucht in diese Richtung ab. Irgendwann begannen Absetzbewegungen aus der Wagenburg heraus, immer mehr. Die leichtes Opfer der Reiterei wurden. Teile des Bauernhaufens konnten sich geschlossen absetzen in Richtung der Ingolstadter Wasserburgruine (Nähe Kauzenmühle) und leistete dort heftigsten Widerstand. Überall rannten Bauern und Bürger um ihr Leben, Reiter gnadenlos hinter ihnen her. Zahlreiche Leichen bedeckten nun den fruchtbaren Gauackerboden. Bis Eßfeld, zur Kirche dort liefen die Flüchtigen. Auch der zweite große fränkische Bauernhaufen war entscheidend geschlagen.


Nach der Schlacht übernächtigte der Truchseß mit Tross in Moos. Am 5. Juni zog das Bündische Heer nach Heidingsfeld weiter. Also nicht zuerst zum Schloss Unserfrauenberg. Das könnte unterstreichen, dass das Bündische Heer seit dem Abmarsch in Königshofen das nächste Tagesziel Heidingsfeld hatte und sich die Bündischen in zwei getrennten Gruppen auf den Gau zubewegten, um auf alle Fälle den anrückenden Bauernhaufen auf möglichst offenen Feld zu stellen. Mit der zwei Wege Strategie lassen sich auch die unterschiedlichen Ortsangaben Vilchband (Fries) und Ingolstadt (Ambrosius Geyer) ohne Widerspruch zusammenführen. Wenn man am 4. Juni morgens auch im Lager zu Königshofen beim Bund wußte, dass ein Bauernhaufen über den Gau anmarschierte, wußte man nicht 100%, welchen Weg der Bauernhaufen genau genommen hatte. Da leuchtet ein, das man einen Teil der Reiterei entlang der Geleitstraßen / Alten Straßen / Heerwege dem Bauernhaufen entgegen reiten läßt, aber auch durch eine alternative Route auf den Gau - am Gaurand - sicher geht, dass der Bauernhaufen nicht doch einen anderen Weg eingeschlagen hat. Also eine hohe Wahrscheinlichkeit hergestellt wurde, auf den Bauernhaufen zu treffen, in dessen Nähe zu kommen. Zumal es sich bei beiden Routen nur um wenige Kilometer Differenz handelt, die von Reitern sehr schnell überbrückt werden können. Mit der Vorwärtsbewegung am Rande des Gaus schaffte man sich zudem die potentielle Möglichkeit, ein eventuelles Entweichen bzw. Zurückweichen des Bauernhaufens wieder nach Würzburg zurück, zu verhindern. Oder eine Flucht in Richtung des Guttenberger Forstes. Damit hätte man den Bauernhaufen von der in Würzburg verbliebenen bewaffneten Bauern- und Bürgermacht von mehreren Tausend Mann isoliert.

Eine weitere Frage wäre nach der Bewegungsgeschwindigkeit des Bauernhaufens und des Bündischen Heeres zu stellen. Der Bauernhaufen ist zu Fuss unterwegs, das Bündische Heer auf Pferden unterwegs, da die Landsknechte in Königshofen wegen vorbehaltenen Solds streikten, nicht mitzogen. Die Artillerie hatte der Truchsess noch am Abend des 3. Junis aus dem Königshöfer Lager führen lassen, da er Zugriff der Landsknechte auf das Geschütz befürchtete. Das Bündische Heer führte auch eine große Menge Viehs mit sich, das unterwegs aus den Dörfern angeeignet wurde. Dazu Wagen für einen Lageraufbau, Pulver, Geschützkugeln, Versorgung. Und die Bündische Reiterei. Das Bündische Heer hat also einen enormen Bewegungsvorteil gegenüber dem fußläufigen Bauernhaufen, der noch Geschütze, Reißwagen, Vorratswagen mit sich führte. Möglicherweise preschten große Teile der Bündischen Reiterei auch weit voraus, während der Tross folgte, der sowieso ein kilometerlanger Aufzug war. Das Bündische Heer, sprich die Reiterei kommen also wesentlich schneller voran, als der mit Marschgeschwindigkeit voran kommende Bauernhaufen. Für den Bauernhaufen wird in der Literatur teilweise der Abend des 3. Junis als Abmarschzeitpunkt angegeben, er wäre also in die Dunkelheit hinein marschiert und hätte dann auf dem Gau ein Lager aufgebaut. Oder er ist am 4. Juni morgens in Heidingsfeld los marschiert, mit dem zeitraubenden Aufstieg an der Heidingsfelder Steige. Und war am nachmittag bzw. Abend des 3. Junis nur von Würzburg bis Heidingsfeld marschiert, um sich dort in großer Stärke zu sammeln und auch dort zu übernächtigen.



Werfen wir nun vergleichend zum Bericht von Ambrosius Geyer Blicke auf Auszüge der Darstellung des Schreibers des Truchsesses vom 4. Juni 1525:

Der schreiber des Truchsessen Georg von Waldburg. In: Franz Ludwig Baumann: Quellen des Bauernkrieges in Oberschwaben S. 596 f


"Der truchsäß ... ware danach mit dem raißigen zeug auf, zoge hinach, und als er auf die höche kame, sahe er einen haufen pauren bey den 8000 starck herziehen. Die schickten die von Würtzburg den erlegten pauren zue hülf, deren haubtmann war Florian Geyer. ... Also zoge der truchsäß mit dem raißigen zeug und etwann bey 800 haubtleüten, vendrichen und dopelsöldnern, so von den widerspennigen knechten müesten entlaufen, sambt dem geschütz den pauren, so von Würtzburg 8000 starck herausgezogen und in ainem weiten feld stunden, entgegen. Und alsbald die pauren der raißigen gewar, wolten sie widerumb hinder sich an ainen walt ziehen. Der truchsäß ließ bald mit 200 pferten inen den walt abrennen, und zoge er mit dem anderen zeug eylent hinach, trangen die pauren in ain dörflin und schlößlin, Engolstatt genannt, aber es wurden ihren vil heraus vor dem dörflin erstochen, dergleichen im dorf, in der kürchen und kürchenthurn, auch im schlößlin, daß ir dannocht bey 3000 pauren todt pliben. Und bey selbigem dorf was ain alts zerbrochen burgstall, da nicht darinnen gebawen, dann allein der maurstock. Darin warden bey 300 pauren geflohen, vermainten sich darin zu erwören. ..."


Des Truchsesses Schreiber konzentriert sich stark auf die Darstellungen von Aktivitäten, Anordnungen des Truchsess. Das war er wohl auch seinem Job schuldig. Daraus entstehen wesentliche Verkürzungen, größere Auslassungen von Zusammenhängen. Der Truchsess war am 4. Juni 1525 morgens in Königshofen noch mit Auswirkungen des Streiks der Landsknechte (Söldner) beschäftigt. In der Nacht hatte er das Geschütz aus dem Lager bringen lassen, da er befürchtete, die Landsknechte würde es möglicherweise für den ausstehenden Sold in Beschlag nehmen. Der Schreiber läßt fast wie selbstverständlich den Truchsess den daherziehenden Bauernhaufen auf der Höhe ersehen. Wo der Truchsess da genau auf der Höhe war, lokalisiert der Schreiber leider nicht. Aus Sicht des Schreibers zog der Truchsess mit dem übrigen Heer dem auf einem weiten Feld stehenden Bauernhaufen entgegen. Eine Wagenburg der Bauern sah des Truchsesses Schreiber nicht. Eine Flucht in Richtung eines Waldes ließ der Truchsess durch Anritt von 200 Reitern verhindern. Danach erfolgte die Massenflucht des Bauernhaufens in Richtung des Dorfes Ingolstadt und zur Schloßruine der Geyer Burg. Mit heftigen Kämpfen dort. Der Schreiber des Truchsesses ist also eher ein Schreiber des Fragmentarischen mit voller Konzentration auf die Beschreibung seines Herrns, dem Truchsess von Waldburg-Zeil. Nicht unähnlich den Beschreibungen der Schlachten durch den Truchsess selbst, die alle Komplexität der Ereignisse aussparen, und sich selbst ins rechte Schlachtenlicht setzt. Der Sieg schien ihm recht zu geben und er nutzte seine Siege zur eitlen selbstgefälligen Selbstpräsentation. Die Rekonstruktion der Abläufe vom 4. Juni 1525, der genutzten Wege und Straße, die Orte des Schlachtgeschehens, der Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Truppenteile, die Rolle der Würzburger Reiterei am 3. und 4. Juni in ihrem vertrauten Herrschaftsterritorium ist insofern ein schwieriges Geschäft, ein Puzzlespiel mit Teilen, die öfters nicht zueinander zu passen scheinen. Da darf, muß reichlich spekuliert werden, um ein Schlachtengemälde zusammen zu mischen, das nicht allein der Herrschaftssicht dient, sondern auch die Beweggründe des Bauern- und Bürgerhaufens versucht ans Licht zu bringen. 


Von Lorenz Fries erfahren wir weitere wichtige Details zum Geschehen vom 3. und 4. Juni 1525 in und um Würzburg und auf dem Gau:

Lorenz Fries: Die Geschichte des Bauern-Krieges in Ostfranken, S. 320f


"Hans von Konigshoven und Hans Doles bliben im sloss, aber Linhart Eivelstetter und Georg Wollenschlager stigen wider heraus, sassen uf ire pferde und ritten zum marschalk, zeigeten um ane, wie sie im sloss gehöret, das die bauern in der nacht vergangen von Wirtzburg uf Haydingsveld und gegen dem Tag die staig daselbst hinuf komen weren.
Als solchs der marschalk höred, dacht er woll, sie wolten dem bund entgegen ziehen, darumb keret er mit seinen pferden umb und ritte den nechsten hinter sich wider zu dem haufen. "


"am Pfingstag [Juni 4] frue vor tags brach uf der ganz hauf bauren, so vor da gelegen und deselbigen tags und nach uf das beschehen auschreyben dahin komen, sampt denjenigen, so von Wirtzburg herausgezogen, ruckten den nechsten hinter Haidingsveld die staig hinaus uf Konigshoven zu, ire brudere daselbst zu retten, verbunden sich auch zusammen (wie dan solchs ain gefangener bekant hat), das sie der bundischen kainen leben lasen, sonder die reutter henken und den fuesknechten die hels abschneiden wollen. als sie aber nahe gein Sultzdorf kamen, waren die fursten, so desselbigen Pfingstag [Juni 4], wie obgemelt, von Konigshoven uf Witishausen zu gezogen und numer zu Vilband, durch etlich vortrabend kuntschaft bericht, wie die bauren gegen inen zögen, körten sie den nechsten zu inen. die bauren stunden bey Sultzdorf in ir ordnung und stelten sich anfenglich, als wolten sie sich wören; aber alsbalt man sie angrif, da gaben sie die flucht. und nachdem der platz, daruf sie betretten, weyt und eben was, volgten inen die geraissigen nach, handelten mit inen bis ir ob den 5000 erschlagen wurden. das veld lag allenthalben vol. man sagt auch, das die strasen uf Ochsenfurt zu bis uf ain viertail meyl wegs an die stat ein und ein mit bauren gezetelt gelegen weren."


Die Würzburger Reiter zogen am 3. Juni nicht geschlossen vor das Schloss, verblieben geschützt in einem Waldbereich. Vier Knechte auf Pferden machten sich zum Schloss Unserfrauenberg auf und kamen auch durch. Die bäuerlichen Wachen waren wohl etwas schläfrig und nachtlässig geworden in der langen Zeit der Belagerung. Es war zumindest schon Nachts. Mitsamt den Pferden bekamen die vier Knechte Einlass in die Burganlage. Zwei von ihnen verblieben im Schloss, die anderen zwei fanden im Morgen des 4. Junis den Weg zurück zu den versteckten Reitern. Der Würzburger Marschall beschloss dann, als er von den Zurückgekehrten erfuhr, dass ein Bauernhaufen die Heidingsfelder Steige hoch auf den Gau mit Richtung Königshofen gezogen ist, zuerst dort hinzureiten. Die Würzburger Reiter, selbst oft als Geleitreiter unterwegs, oder mit Aufträgen zu den Würzburger Ämtern Bütthard, Lauda, Röttingen, und daher orts- und straßenkundig, hatten sicherlich genaue Vermutungen, über welchen Weg oder welche Straße sich der Bauernhaufen nach Königshofen bewegte. Sicherlich waren da besonders die Geleitstraßen nach Lauda und Mergentheim im Blickpunkt, da diese beiden Orte Königshofen nahe liegen. Fries schreibt hier leider nichts darüber, dafür haben wir aber die Angaben von Ambrosius Geyer. Sicherlich wurden ein oder mehrere Boten nach Königshofen geschickt, mit der Information, dass ein Bauernhaufen über den Gau anrückte. Und vermutlich sich auf einer der beiden Geleitstraßen (Lauda oder Mergentheim) bewegte. Fries gibt dafür den genauen Ort an, wo der Bauernhaufen stand: bei Sulzdorf. Der Bündische Haupttroß war bei seinem Zug Richtung Wittighausen bei Vilchband angekommen, als er durch den reitenden Vortrab, also Kundschafter bzw. Boten hörte, dass der Bauernhaufen in einem weiten und ebenen Bereich gestellt worden war. Fries ist kein Augenzeuge wie Ambrosius Geyer, der die militärische Lage, die Abfolge etwas detaillierter, genauer beschreibt. Fries liefert gern Episoden. Und schmückt sich mit diesen, schmückt diese aus. Möglicherweise hat der Würzburger Marschall an den Truchsess die Botschaft gesandt, dass er versuche, den Bauernhaufen auf den Hauptwegen auf dem Gau zu stellen und der Bündische Tross solle zunächst Richtung Wittighausen ziehen. Wenn auch unklar ist, wo der Bündische Tross nach Erreichen von Wittighausen weiter gezogen wäre, wäre nicht die Botschaft über den Bauernhaufen bei Sulzdorf gekommen. Nach Reichenberg über Moos - Geroldshausen? Dann Heidingsfeld? Oder Moos - Geroldshausen - Lindflur - Heidingsfeld? Ignatio Gropp teilt in seiner 1748 erschienenen Wirtzburgischen Chronik zu den Bauernkriegsvorgängen mit, dass das Bündische Heer das Dorf Moos erreicht hatte, als es vom Bauernhaufen bei Sulzdorf erfuhr. Also nur wenige Kilometer voneinader entfernt, durch eine Anhöhe voneinander getrennt. Auf der Anhöhe, auf der der Bauernhaufen zog. Der Bündische Tross zog also nach Gropps Ergänzung über Vilchband - Wittighausen (Unter- und Ober) - Kirchheim nach Moos. 


Da dürfen wir ziemlich spekulieren. Und spekuliert habe ich in diesen Zeilen reichlich. Aber die 500jährige Wiederkehr des Bauernkrieges 2025, der Schlacht vom 4. Juni 1525 sollte genügend Anlaß sein, neue Fragen zu dieser Schlacht zu stellen, nach neuen, genauer nach alten Wegen zu schauen, die bisher unberücksichtigt wurden. Auch die Frage nach dem Standort der Wagenburg darf neu gestellt werden. Bis 2025 ist ja noch viel Zeit dafür.




Im Folgendem kritisch diskutierende Einblicke auf einige Beschreibungen des Schlachtverlaufs, der Orte, des bündischen Aufmarsches in der Geschichtsliteratur:




Ignatio Gropp geht in seiner Wirtzburgischen Chronick von 1748 auf die Schlacht von Sulzdorf - Ingolstadt ein. Nach ihm kam ein Bote aus Königshofen an, der um Hilfe für den Bauernhaufen bat. Möglicherweise einer der vom Turmberg ausgesandten Boten, die um beschleunigten Zuzug von anderen Bauernhaufen bitten sollten. Oder ein Fake-Bote, von den Würzburger Hauptleuten selbst induziert, nachdem Nachricht von der Niederlage des Bauernhaufens in Königshofen sich verbreiterte, und nur so die Bauern und Bürger in Würzburg und Heidingsfeld sich motivieren ließen, als Kampftrupp in Richtung Königshofen zu ziehen? Benjamin Heidenreich weist in seiner Arbeit Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des 'Bauernkriegs' von 1525 in den Schriften der 'Aufständischen' und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung, 2019 auf diese Möglichkeit hin: "Als Nachrichten über den heranrückenden Schwäbischen Bund Würzburg erreichten, zog ein Großteil des Neckartal-Odenwälder Haufens am 23. Mai dem Bund entgegen und unterlag am 2. Juni bei Königshofen. In Würzburg waren offenbar Fehlinformationen über die Möglichkeit eines Bauernsieges durch die Anführer gestreut worden, so dass ein Großteil der verbliebenen ‚Aufständischen‘ nun dem Bund entgegen zog, um ihren Verbündeten zu helfen. Sie wurden am 4. Juni bei Ingolstadt in der Nähe von Giebelstadt geschlagen." In seinen Fußnoten weist er auf Archivalien im Bamberger Staatsarchiv hin: "Aus den überlieferten Briefwechsel des Haufens lässt sich auf den Plan des Führungsgremiums zur Vertuschung der Niederlage am 2. Juni schließen. Besonders deutlich: Staatsarchiv Bamberg, B 48, Nr. 5, f. 354–356. Dazu passend auch die Meldung aus der Bauernkriegsschrift des Sebald Ranft: Böhm, Kitzingen und der Bauernkrieg (wie Anm. 128), S. 81."



Gropp gibt Moos als den Ort an, an dem das Bündische Heer angelangt war, als es erfuhr, dass der Bauernhaufen bei Sulzdorf anzutreffen war. Da mußte das Bündische Heer nur den kleinen Hügelbereich zwischen Orten erreichen. Bzw. traf auf dem Hügel auf den Bauernhaufen. Wenn das Bündische Heer Moos erreicht hatte, dann war es möglicherweise über Vilchband - Wittighausen (Unter- und Ober-), Kirchheim gezogen. Auf der Fackenhofenkarte von 1792 auch als eine durchgehende Straße eingezeichnet. Über Geroldshausen - Reichenberg wäre Heidingsfeld erreicht worden. Man hätte auch die sogenannte Weinstraße gekreuzt, die von Aub her über Giebelstadt - Kleinrinderfeld zieht, am Anfang des Irtenberger Forstes die Geleitstraße von TauberBischofsheim - nach Würzburg kreuzt, die wiederum eine der Varianten der Fernhandelsgeleitstraße Nürnberg - Frankfurt, und alle als Ziel TauberBischofsheim hatten. Über diese Straßenvariante hätte der Bündische Tross mit seinen Wägen, Geschützen, Viehherden via Kist und Höchberg direkt vor das Schloss Unserfrauenberg ziehen können. Bei einem Zuzug des Bündischen Heeres über Wittighausen - Moos in Richtung Geroldshausen - Reichenberg hätte der Bündische Troß wie ein Keil zwischen dem Bauernhaufen auf Gau und Würzburg gelegen. Möglicherweise ein strategisch-taktischer Aufmarsch? Man wußte ja die Würzburger Reiterei auf dem Gau in Richtung des Bauernhaufens vorgehend. Und hätte mit der Reiterei dennoch schnell nachziehen können. Möglicherweise hat auch ein Eintreffen des Bündischen Heeres in Moos bestimmt, dass Moos nach der Schlacht als Übernachtungsort genutzt wurde.


"Pfingsttag Nachmittag kam einer gen Wirtzburg geritten, sagte bey grosser Wahrheit, wie ihre Brüder bey Königshoffen nicht geschlagen wären, sondern warteten auf Hülf. Also zogen sie wiederum gantz heimlich aus der stadt, damit die auf dem Schloß ihres Abzugs nicht Wissenschaft haben sollten, auf Königshoffen zu. Als es nun der Bund innen war, seyn sie aus Moß ihnen entgegen gezogen, und bey Sultzdorff angetroffen, stellten sich die Bauern in ein Ordnung, als wollten sie sich wehren. Aber alsbalden sie angegriffen, gaben sie die Flucht, und wurde allda 5000. erschlagen, bey 60. gefangen. Weilen die Bauern sich beratschlaget, keinen Bündischen Leben zu lassen, befahl bei Hauptmann, man solt auch keinen Bauern leben lassen.


Darnach ward Ingelstatt gestürmet und eingenommen, darinnen 206. waren, seynd alle umkommen. Es waren auch viel Bauern aus der Schlacht gen Gibelstatt geflohen, und etlicher Häuser daselbst eingenommen; unterstunden sich anfänglich daraus zu wehren, wurden aber mehren Theils darinnen verbrandt, und die andere erstochen. ... Der Bauern Hauptmann Jacob Köhl flohe aus der Schlacht vor Ingelstatt, kam nach Eyfelstatt, allda er nach Wirtzburg geführt, und zum Grünen Baum in Verhafft gelegt worden.
Wirtzburgische Chronick von Ignatio Gropp 1748, Seite 85


Wirtzburgische Chronick von Ignatio Gropp zur Schlacht vom 4. Juni 1525 Sulzdorf / Ingolstadt, 1748 Seite 85




Von Ferdinand Oechsle kommt ein sehr wichtiger topographischer Hinweis auf den Standort der vom Bauernhaufen aufgestellten Wagenburg: die Anhöhe bei Sulzdorf:


"Am h. Pfingstfeste, den 4. Juni, brach er mit den Reisigen auf gegen Heidingsfeld hin. Auf dem Marsche stieß er auf ein Corps von fünf bis acht tausen Bauern, welches den bei Königshofen Geschlagenen und Zerstreuten von dem fränkischen Heere vor Würzburg unter Florian Geyer zu Hülfe gesendet wurde. Truchseß ließ sein Fußvolk davon in Kenntniß setzen, aber dieses schrie nur um Geld. Man denke sich Entrüstung des heftigen Mannes; gern hätte er mit seinen Reisigen die Fußknechte angegriffen, wenn nur nicht überall noch so viele Haufen aufrührischer Bauern gestanden wären. Er mußte sich nun entschließen, den Bauern mit dem Geschütze, den Reisigen und etwas achthundert Hauptleuten, Fähnrichen und Doppelsöldnern, die sich von den Fußknechten getrennt hatten, entgegen zu rücken. Dieß war zwischen Sulzdorf und Ingolstadt. Die Bauern besetzten die Höhe bei dem Dorfe, und wollten, als sie den reisigen Zeug der Bündischen erblickten, sich in einen nahen Wald zurückziehen. Allein Georg Truchseß ließ sie durch eine zweihundert Pferde starke Abtheilung seiner Reiterei von dem Walde abschneiden, und rückte mit übrigen eilgends vor. Ohne Stand zu halten, entflohen die Bauern, und es fielen ihrer ungefähr eben so viel, als bei Königshofen." (Ferdinand Friedrich Oechsle: Beiträge zur Geschichte des Bauernkrieges in den schwäbisch-fränkischen Grenzlanden. Heilbronn 1830  Seite 200 / 201)



Oechsle läßt das Bündische Heer am 4. Juni 1525 in Richtung Heidingsfeld aufbrechen. Auf welcher Straße, welche Orte berührt werden bleibt unerwähnt. Die Fußknechte streikten wegen ausbleibenden Sold und blieben in Königshofen. Auf dem Marsch stieß nach Oechsle das Bündische Heer auf den herannahenden Bauernhaufen zwischen Sulzdorf und Ingolstadt. Er ließ die Landsknechte davon in Kenntnis setzen, wohl durch einen Boten, da die Landsknechte ja nicht anwesend waren. Nun gibt Oechsle einen wichtigen topographischen Hinweis. Die Bauern besetzten die Höhe bei dem Dorf. Mit Dorf ist Sulzdorf anzunehmen. Die Höhe kann bei einer Position zwischen Sulzdorf und Ingolstadt nur die Anhöhe in Richtung Moos bzw. Geroldshausen sein. Denn auf die andere Seite hin fällt das Gelände in Richtung des von Ingolstadt kommenden Gewässergrabens (Kauzenmühle) sowie des von Giebelstadt heranlaufenden Baches. Bei Oechsle wird eine Fluchtabsicht des Bauernhaufen in ein Gehölz in der Nähe erwähnt, das der Truchsess durch Anritt von 200 Reitern im Keim ersticken ließ. Dann folgt bei Oechsle die allgemeine Fluchtbewegung nach ersten Anritten der Reiterei.



 


Recht folgenreich ist eine der ersten Darstellungen der Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt von Bensen 1840 gewesen: "Zwischen den Dörfern Sulzdorf und Ingolstatt trafen die beiden Rennfahnen und die Franken unvermuthet zusammen. Die Bauern stutzten, wie sie die Reiter ansichtig wurden, und es entstand ein Schwanken in ihren Reihen. Es schien, als wollten sie sich nach dem Guttenberger Wald zurückziehen, der kaum eine halbe Meile weit entfernt lag. Gelang es ihnen, den zu erreichen, so war der Tag verloren. Denn in dem dichten Gehölz konnte die Reiterei unmöglich angreifen. Schnell besonnen, befahl der Truchseß den Hauptleuten der Rennfahnen, auf beiden Seiten den Heereszug der Bauern anzufallen, dann abzuschwenken, sie im Rücken zu nehmen und so vom Walde abzuschneiden. Diese Bewegung gelang vollständig. Unerschrocken gedachten die Bauern sich zu wehren. So schnell sie es vermochten, errichteten ihre Hauptleute eine Schlachtordnung, umschlossen sie mit der Wagenburg und deckten sie an der Vorderseite mit den Geschützen. Die wenigen schweren Stücke begannen jetzt ein wohlunterhaltenes, wirksames Feuer gegen die Reisigen.

Da gebot der pfalzgräfische Marschalk dem Schenken von Schwarzenberg, mit seinen braven Schützen den ersten Angriff zu machen, damit man sehe, wie der Feind sich zu halten gedenke. Tapfer, wie er war, ritt Herr Ebert an." (H. W. Bensen, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, 1840)

Das zwischen den Dörfern von Sulzdorf und Ingolstadt wird nun so verstanden, als wäre es zwischen der Straße von Sulzdorf nach Ingolstadt gewesen. Und damit wird der erste Bereich des Schlachtgeschehens festgelegt. An dieser Stelle ist allerdings eine kleine Senke, der sogenannte Wolfsgrund, die sich zur Kauzenmühle, zum ehemaligen Geyerschloss hinzieht. Das Gegenteil der Schilderung von Ambrosius Geyer also, dass die Bauern auf einem Berg, auf die kleinwellige Topographie des Gaus bezogen, auf einer kleinen Anhöhe die Wagenburg aufgebaut hatten. Lorenz Fries beschreibt Gelände um die Wagenburg als weit und eben. So könnte man die Sulzdorfer Höhenebene einschätzen, während die Straße zwischen Sulzdorf und Ingolstadt eine Senke, ein Gefälle zum in kurzer Entfernung parallel zur Straße verlaufenden Bachgraben aufweist.



Wilhelm Zimmermann schöpft aus den Quellen, aus den verstaubten, verstreuten Archivalien und versucht diese mit feuriger Phantasie zu interpretieren. Von ihm gibt es klare Angaben. Der Bauernhaufen wandte sich nach dem Aufstieg über die Heidingsfelder Steige der Geleitstraße nach Röttingen zu. Der Bauernhaufen kam also in Richtung Giebelstadt. Und war etwas von Giebelstadt entfernt auf Florian Geyers Schloss bei Ingolstadt gezogen, damit also von der Geleitstraße nach Röttingen abgebogen. Das Geyer Schloss präsentierte sich allerdings nach Abrißversuchen durch die Bauern (denke an den Schlösserartikel des Taubertaler Haufens) eher als eine Ruine. Vom Schloss aus zogen die Bauern in Richtung Sulzdorf laut Zimmermann.


Zimmermann hatte Fries und Ambr
osius Geyer als Quellen gelesen. Er läßt zunächst die Würzburger Reiter unter Marschall Truchseß dem Bauernhaufen auf den Gau folgen. Und dann informierte der Würzburger Marschall den Bauernjörg: also der Würzburger Truchseß den Waldburger Truchseß in Diensten des Schwäbischen Bundes. 2 Stunden von Giebelstadt entfernt nach Zimmermann'schen Entfernungswelten. Sind die zwei Stunden ein zeitliches Maß oder ein zu Zimmermanns Zeiten übliches geographisches Maß, also eine Streckenangabe? Das es in Schwaben, Baden gab, aber mit unterschiedlichen Entfernungen. Die Reiterei kann in zwei Stunden als zeitliches Maß große Strecken hinter sich bringen, der Fußgänger, Marschierer 4- 6 Kilometer pro Stunde, also 8 - 12 Kilometer in zwei Stunden. Bei Pferden abhängig von der Topographie ca. 20 Kilometer und mehr in dieser zweistündigen Zeit. Die Badische Stunde als Entfernungsmass hatte 1481 1/2 Ruthen (1 Ruthe war 3 Meter), d. h.  4,4445 Kilometer, umgerechnet auf 2 Stunden 8,889 Kilometer. Eine Auswahlvarianz von 9 bis 20 Kilometer Differenz. Zwischen Giebelstadt und Vilchband liegen abhängig von der Streckenvariante ca. 15 km. Das passt in die Zimmermannsche Angabe der 2 Stunden, egal ob als zeitliche Messung oder räumliche Entfernung. Allerdings scheint Zimmermann mit der genauen Geographie des Gaus nicht besonders vertraut gewesen zu sein. Er läßt den Bauernhaufen auf der Straße von Heidingsfeld nach Röttingen marschieren, den Guttenberger Wald dabei hinter sich bringend. Auf der Straße nach Röttingen wird aber der Guttenberger Wald gar nicht berührt, der bleibt stets entfernt. Zimmermann läßt von der Ingolstädter Burg aus den Bauernhaufen auf Sulzdorf marschieren, und im weiten Feld auf die Bündischen stoßen. Wenn der Bauernhaufen von der ehemaligen Ingolstädter Burg aus Richtung Sulzdorf marschiert, dann ist er im Bereich der Kauzenmühle, beim Bächlein, das von Giebelstadt aus unterhalb Sulzdorf verläuft. Also ein eher vertiefter Raum. Zimmermann beschreibt ihn mit weitem Feld. Zimmermanns feurige Beschreibungslust kollidiert einigermaßen mit der realen Topographie zwischen Ingolstadt und Sulzdorf. Immerhin er hat mit intensiver Lust auf breitere verständliche Ausmalung sich ans zielgerichtete Werk gemacht, die wenigen Angaben der Quellen mit der ackerbaulichen Landschaft zu verbinden. Da bleiben andere viel sparsamer, bescheiden in der notwendigen kritischen Interpretation des Schlachtenvorgangens, insbesondere seiner nachzuzeigenden Motivationen auf bäuerlich-bürgerlicher Seite. Aber auch im konkreten Nachvollzug der Bewegungen des bäuerlichen Haufens auf dem Gau, insbesondere das Vorwärtsmarschieren auf den Geleitstrassen. Da loben wir den schwäbischen Trollinger, wenn er sich daran macht, gut Fränkisches abklärend zu bearbeiten (Ich gebe es zu bei diesem weinseligen Vergleich, ich bevorzuge den Laufener Trollinger (Katzenbeisser), einem sehr süffigen Trollinger aus den schwäbisch-fränkischen Grenzlande mit hohem Oechsle-Grad. Mit dem gelingen mir die feurigsten, Bisheriges vom Kopf auf den Fuss stellende Texte nach einem Glas oder weitaus besser mehreren Gläsern. Ich drinke auf Zimmermanns bunte ungeschmälerte volksnahe Darstellungskunst des Bauernkrieges und verstehe hochprozentig, warum ihn der noch verdammt gut junge Karl Marx - frisch selbst geschult an den alles auf den Kopf stellenden preußischen Holzdiebstahlsgesetzen, das dorfgemeine Allmende gewohnte Holzauflesen des einfach armen Volkes als Diebstahl zu brandmarken, zu bestrafen, zu verurteilen, - ebenfalls unter allen anderen Autoren zum Bauernkrieg weitaus bevorzugte). Immerhin eine klare Ansage, dass der Bauernhaufen von Heidingsfeld aus, auf der Geleitstraße Richtung Röttingen zog. Und nicht auf den beiden anderen möglichen Geleitstraßen nach Mergentheim, oder Lauda. Die wären kürzer Richtung Königshofen gewesen. Warum sollte also der Bauernhaufen die weitere Richtung nach Röttingen wählen? 1525 waren die Straßen überall in Deutschland in einem äußerst schlechten Zustand. Eine echte Fähigkeit zur Reparatur von Straßen gab es nicht. Schlammige Stellen wurden zunächst mit Reißigbüschel eingedeckt, darüber kam Erde. Das nannte man überbrücken. Es gibt einige Gewannnamen mit namentlichen Bezug auf Brücke, die davon berichten. Eine Überbrückung von feuchten Stellen ohne echte Brücke. Ein ziemlich jämmerlicher Versuch, Straßenschäden zu beseitigen. Recht schnell verfaulten die Reisigbüschel, tiefe Einbrüche in den Boden waren die Folge. Eventuell waren die anderen Geleitstraßen von Heidingsfeld aus in Richtung Mergentheim und Lauda in einem schlechten Zustand. Deshalb die Straßenalternative erst Richtung Giebelstadt, um dann über Ingolstadt und Sulzdorf auf die Geleitstraße Richtung Mergentheim zu wechseln? Und von dieser nach Königshofen? Wir wissen leider nichts zum Zustand der Straße an diesem Tage, allerdings war Juni. Im Gau normalerweise heiß und trocken. Und damit die Wege eher ausgetrocknet als schlammig. Berichte zu dieser Zeit beschreiben eine sonnige Zeit. Im Gegensatz zu 2023, da ist der Sommer, der Juli zu naß, der Juni war noch o. k. Straßen wurden allerdings in dieser Zeit recht langsam wieder in Stand gesetzt. Blieben eher jahrelang schlecht passierbar. Allerdings führen die Geleitstraßen von Würzburg aus in Richtung Röttingen, Mergentheim, Lauda durch eine eher flachwellige Landschaft, keine allzu steilen Anstiege und Gefälle (mit Ausnahme der Hangbereiche zum Taubertal hin). Zimmermann belegt leider seine Einschätzung der Straßennutzung Richtung Röttingen nicht. Zu Zimmermanns Zeiten, zurzeit der Erstveröffentlichung seines Werkes waren zudem die topographischen Karten einigermaßen schlecht, obwohl durch trigonometrische Dreiecksmessungen die Entfernungen zwischen den Orten recht passabel auf den Karten eingezeichnet wurden. Allerdings wurden zu Zimmermannszeiten bei den Fernverbindungen die chaussierten Straßen des 18. Jahrhunderts auf den Karten dargestellt, nicht mehr die Geleitstraßen, wie sie 1525 sich über den Gau bewegten. Da besteht eine gewaltige Differenz! Die macht uns auch heute gewaltigste Schwierigkeiten, den genauen Weg des Bauernhaufens, des Bündischen Heeres nachzuvollziehen. Eine wunderschöne Errungenschaft der topographischen Darstellung, die feinen Höhenschichtlinien wurden zudem erst nach 1870 üblich. Wenn auch die Einzeichnung von feinsten Höhenschichtlinien auf dem Gau bei einem Höhenunterschied von 20 - 50 Meter nicht allzu entscheidend ist. Bei der Festlegung, auf welcher Höhe sich die Wagenburgerrichtung vollzogen hat, allerdings schon. Insbesonderes wenn man sich die Nachzeichungen der Schlacht vom 4. Juni 1525 in der Literatur annimmt. Da ist wenig topographisches Höhenverständnis bei einigen Autoren zu finden. Auch wenig Quellenverständnis. Wie auf Ambrosius Geyers Berg. Oder in der Quelleninterpretation mit Oechsles eindeutigem Höhenhinweis. Das störte spätere Schlachtautoren wenig und verortete die Wagenburg entsprechend anders in der Landschaft. Ein echtes Manko in der Sulzdorf-Ingolstadt Bauernkriegsschlachtforschung. Exakt genommen gab und gibt es diese auch nicht! Erstaunlich so ein Geringverständnis für ein regionales Ereignis. Für eine regionale Niederlage. Für einen Niederschlagungsort von selbständigen regionalen Wünschen und Zielen. Die Strategie der Herrschenden in Bezug auf den Bauernkrieg, nicht die Wünsche der Aufständischen, deren Opfern im Fokus zu halten, sondern das Unrechtmäßige an diesem Aufstand, 1525 immer als Aufruhr eingestuft, zur Sprache zu bringen, die Zerstörungen von Klöstern und Burgen, d. h. den Bauern-Bürgern Aufstand mit Ziel einer evangelischen Reformation zu weinsbergisieren, zu oberlaudaisieren, war erfolgreich. Teilweise bis heute.



"Es war die höchste, es war die äußerste Zeit, daß der kühnste Heerführer der Franken, daß Florian Geyer mit dem grauenden Morgen daher jagte, und ehe die Sonne des Pfingstfestes heraufstieg, stiegen Gregors entschlossene Männer, ein Zahl Fähnlein des Heeres, darunter die der Würzbruger und Kitzinger Bürgerschaft unter Jakob Köhl und die Trümmer der schwarzen Schaar unter Florian Geyer den Wald über Heidingsfeld hinauf, die Straße nach Röttingen zu. Dieser vereinigte Heerhaufe zählte jedoch nicht viel über 4000 Mann. Die andern Fähnlein waren vor dem Frauenberg zurückgeblieben. Sie hatten viel leichtes Feldgeschütz bei sich. So still der Abzug von Würzburg geschehen war, so hatte man ihn doch vom Schloß aus bemerkt, und in derselben Nacht rauschte der bischöfliche Marschall Truchseß bis zum ruck des Frauenbergs heran, und  schickte etliche Knechte bis an den lichten Zaun, eine Leiter ließ sich von den Zinnen herab, drei stiegen ins Schloß, und meldeten den Sieg bei Königshofen und den Anzug des Fürstenheeres. ... Die im Schloß theilten den Boten den Zug des schwarzen Haufens die Waldstaige hinauf mit, sie stiegen hinaus, meldeten es dem bischöflichen Marschall, und der jagte mit der wichtigen Kunde davon. ...


Der bischöfliche Marschall ereilte 2 Stunden von Giebelstadt den Truchseß und die Fürsten. Er war Florians Haufen bis auf eine gewisse Strecke nachgeritten, dann seitwärts vom Nebel verdeckt, durch die Thäler. Die Schwarzen, sagte er den Fürsten, seien im Anzug und nicht eine halbe Meile von da.

Am Pfingstfest war das Fürstenheer, nachdem es einen Tag von Marsch und Schlacht gerastet hatte, aufgebrochen und zog auf Würzburg. ...

Auf der Höhe erfuhr er den Anzug der Bauern. Er schickte seinen Herold an die Knechte, mit ihnen zu handeln. ... Doch folgten dem Truchseß fast alle Hauptleute, Fähndriche mit den Fähnlein, Waibel und Doppelsöldner mit vielen Fußknechten, die sich mit Geschicklichkeit von dem Haufen machten, und ehe der Truchseß eine starke Stunde gezogen war, fanden sich noch bei tausend weitere Knechte bei ihm ein.

Herr Florian, Köhl und Gregor, welche die ersten Boten der Königshofer Schlacht nicht gesprochen, keine weitere offizielle Kunde erhalten hatten, glaubten dem letzten Boten, glaubten ihre Brüder noch vorhanden, und ihre Leute waren großentheils voll Muths und Zuversucht, und schwuren, wenn sie sich mit ihren Brüdern vereinigt hätten, und als ein Heer der Rache auf den Bund sich wärfen, keinen Gefangenen leben zu lassen, sondern die Reiter aufzuhängen, den Fußknechten die Hälse abzuschneiden.

Da sie ihre Brüder zwischen sich und den Bündischen voraussetzten, zogen sie sorglos von dem Schloß Ingolstadt auf den großen Flecken Sulzdorf ins weite Feld.

Herr Georg ritt selbst mit etlichen Pferden vor, den Feind zu besehen, und er fand, daß es zunächst darauf ankam, die Bauern von dem Guttenbergerwald, den sie eine kleine halbe Meile Wegs hinter sich hatten, abzuschneiden. Er verordnete die Berittensten mit den Rennfahnen voraus, und alle Geschwader zogen gleich hinten nach. Sobald die Bauern die feindlichen Rennfahren gewahreten, die auf die Ahnungslosen hervorbrachen, wollten sie wieder hinter sich an den Wald. Aber diese, die sie auf beiden Seiten anfielen, schwenkten eben so schnell ab, und waren ihnen schon im Rücken, zwischen ihnen und dem Wald, und vorn daher rückte mit allen Geschwadern, mit Fußwolk und allem Geschütz der Truchseß. So sahen sich die Bauern jählings vom Fürstenheer im weiten Feld übereilt, umsetzt und angegriffen, daß sie weder ihr Geschütz noch ihre Wagen wieder zurück oder in einen bessern Vortheil zu bringen vermochten. Herr Florian ließ in diesem Unglück schnell, so gut er es konnte, alle Fähnlein der Bauern in Schlachtordnung treten, errichtete ringsum eine Wagenburg, mit 36 Stücken auf Rädern unterspickt, und begann das Feuer gegen die Reisigen. Wie aber der Schenk von Schwarzenberg mit seinen Schützen angriff, und der ganze bündische und reisige Zeug und das furchtbare Geschütz daherkam, öffnete sich hinten die Wagenburg, die Bauern begannen zu fliehen, und die ersten Muthlosen rissen die andern nach. Flüchtig im ganzen weiten Feld wurden sie erritten, erstochen, todtgeschlagen, durch alle Straßen, Wege und Wälder, wohin sie auch flohen." (Wilhelm Zimmermann, der große deutsche Bauernkrieg, verschiedene Auflagen).




Georg Wagner in seiner sonst sehr wichtigen kriegswissenschaftlichen Studie über die Bauernkriegsschlachten hält generell die Vermeidung eines Kampfes in einem ebenen Gelände für die Ursache des Fluchtverhaltens der Bauern. Leider kein besonderes kriegswissenschaftliches Eingehen von ihm auf die Topograpie, auf die Wege in seiner Dissertation. Die Schlacht von Sulzdorf scheint keiner kritischen Diskussion würdig zu sein:
"Da sich die Bauern in einem verhältnismässig ebenen Gelände befinden, wollen sie von vornherein den offenen Kampf vermeiden und versuchen, nach dem nördlich gelegenen Gutenberger Wald abzuziehen. Ein Reiterdetachement verlegt ihnen jedoch den Weg. Nunmehr nehmen sie eiligst innerhalb der Wagenburg Aufstellung. Wie ihre Genossen bei Königshofen räumen sie die Wagenburgstellung vorzeitig. Von den Reisigen zerstreut, fliehen die Bauern nach verschiedenen Richtungen. Soweit sie Kirchhöfe, Dörfer oder vereinzelte Gehölze erreichen, versuchen sie dort Widerstand zu leisten, erliegen aber schliesslich überall. Ein erbitterter Kampf entbrennt um die Schlossruine bei Ingolstadt, in die sich ungefähr 200 Mann zurückgezogen haben. Nach verschiedenen Quellenangaben scheint es sich hierbei vornehmlich um die Würzburger Landsknechtstruppe zu handeln. Diese verhältnismäßig kleine Schar von Berufskriegern mag wohl dem verzweifelten Ringen um das steinerne Bollwerk sein Gepräge gegeben haben; sie war aber nicht imstande, das militärische Verhalten des Gesamthaufens während der Schlacht entscheidend zu beeinflussen." (Georg Wagner, Kriegswissenschaftliche Studien ueber den Bauernkrieg zwischen Neckar und Main, Dissertation, 1921)




Die stark NS angehauchte Heimatscholle-Chronik über Vilchband bestimmt einen "Heerweg", der von Vilchband aus durch die Lücke zwischen zwei Wäldern führt, den der Bündische Haupttross genutzt haben könnte:


"Demnach ist also das Fürstenheer am Pfingstsonntag, am 4. Juni 1525 von Königshofen gegen Wittighausen zu gezogen, hat dann in Vilchband durch Kundschafter die Nachricht erhalten, daß der Würzburger Bauernhaufen gegen das Fürstenheer heranziehe. Auf diese wichtige Meldung hin hat der Truchseß seine Marschrichtung geändert, und den nächsten Weg nach Sulzdorf eingeschlagen. Die Vilchbander Flurbezeichnung 'Heerweg' hat diesen für die Bauern unvergeßlichen Heereszug festgehalten. Das Fürstenheer ist hiernach auf der Wittighäuser Höhe nach Osten abgebogen, dem Heerweg entlang nach der Lücke zwischen dem Büttharder Wald und dem Bergholz und von dort in Richtung Gützingen - Allersheim nach Sulzdorf gezogen." (Karl Neckermann, Heimatscholle Vilchband, Mannheim 1937)


Mit dem Heerweg über die Vilchbander Gemarkung ergibt sich ein Hinweis auf eine "Alte Straße". Die Vilchbander Gemarkung war um 1400 Durchgang für die Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt. Da leisteten noch die Grünsfelder Rienecker das Geleit bis TauberBischofsheim, das von Vilchband über Zimmern, Grünsfeld, Grünsfelder Tannen - Brachenleite nach TauberBischofsheim ging. Später bog die Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt schon früher auf das Taubertal zu. Geleitet wurde nun über Kützbrunn - Gerlachsheim. Auch die Wegstrecke über Marbach - Sailtheim wurde als Verbindung zur großen Geleitstraße genutzt. Auf Königshofen, auf die Königshöfer Tauberfurt zu führte eine weitere Abzweigung (bei Marstadt) von der Geleitstraße Nürnberg - Frankfurt. Wo führte der von Neckermann genannte Heerweg, der also die alte Geleitstraßenvariante Nürnberg - Frankfurt gekreuzt hat, genau hin? Dieser Heerweg wird leider nicht auf allen Karten genannt und eingezeichnet. Neckermann gibt als Richtung Gützingen an. Möglicherweise war der nächste Ort auf diesem Heerweg auch Bütthard. Nach Bütthard führt allerdings noch ein Weg an der alten Keltenschanze vorbei. In der Gemarkungsbeschreibung Vilchband von 1686 wird in der ersten Flur (Dreifelderwirtschaft) als Gewannnamen "am Heerweg" genannt, auch ein "Mitlenweg" gegen Bütthard. Wenn es einen mittleren Weg nach Bütthard von Vilchband aus gab, dann auch links und rechts vom Mitlenweg zwei weitere. Der linke war wohl der Heerweg. Die erste der drei Fluren lag gegen Wittighausen und Bütthard.




"Mit allen Mitteln suchten die Hauptleute in Würzburg dem Volk die Niederlage zu vertuschen. Nur so gelang es ihnen, das Heer zu bewegen, dem Bund entgegenzuziehen. Viele verweigerten sich schon und blieben in der Stadt zurück; kaum mehr als 5000 Bauern zogen am Pfingstsonntag, dem 4. Juni, dem Bunde zur letzten Entscheidung entgegen. Auf der Hochebene zwischen Ochsenfurt und Würzburg, bei den Dörfern Ingolstadt und Giebelstadt, stießen die bündischen Reisigen auf die Wagenburg der Bauern. Sie waren überrascht, denn sie hatten nicht geglaubt, vor Würzburg noch einmal Widerstand zu finden. Obgleich das bündische Fußvolk noch zu Königshofen lag, beschloß Jörg Truchseß den Angriff. Er täuschte sich nicht in den Bauern. Sobald die Reisigen nahten und die ersten Schüsse abgegeben wurden, ließen sie wieder ihr Geschütz, ihre Wagenburg im Stich und flohen, die Führer voran. Auf der Hochfläche gab es keine Deckung. Fast alle wurden von den Reitern erstochen." (Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg. München und Berlin 1943, 4. Auflage, Seite 214 / 215)


Günther Franz, der im Vorwort schreibt, dass er lieber selbst aus den Quellen schöpft als aus vorhandener Auswertungs- und Interpretationsliteratur versetzt den Ort der Schlacht zwischen Ingolstadt und Giebelstadt. Erwähnt topographisch die Hochebene zwischen Würzburg und Ochsenfurt, das war es auch. Ein wirkliches Quellenstudium von Franz für die Schlacht von Ingolstadt ist nicht zu bemerken. Ein geschichtlich-geographisches Schwachbild von einem Doyen des deutschen Bauernkrieges. Selbst die Bauernhauptleute läßt er als erstes fliehen! 


Manfred Bensing und Siegfried Hoyer bestimmen in ihrem in mehreren Auflagen erschienenen Werk zum Bauernkrieg den Standort der Wagenburg zwischen Ingolstadt und Giebelstadt. Das würde auch einen Anmarsch des Bauernhaufens auf einer Straße bzw. Weg über Giebelstadt oder knapp an Giebelstadt vorbei bedeuten, die Geleitstraße Würzburg nach Röttigen wurde also von Heidingsfeld bis Giebelstadt in Frage kommen: 

"Der Taubertaler Haufen war am 4. Juni ebenfalls von Würzburg aufgebrochen, hatte sich auf der Hochebene zwischen Würzburg und Ochsenfurt nahe Ingolstadt und Giebelstadt gelagert und dort eine Wagenburg errichtet. ... Im Unterschied zu Königshofen aber waren die Verteidigungsmöglichen auf der Hochebene nahe Ingolstadt weitaus geringer." (Manfred Bensing und Siegfried Hoyer: Der deutsche Bauernkrieg 1524-1526. Militärverlag der deutschen demokratischen Republik.)

Über den Aufbruchszeitpunkt des Bauernhaufens von Heidingsfeld gibt es unterschiedliche Angaben. Entweder am 3. Juni abends, also in die Nacht hinein, oder am 4. Juni morgens. Wenn der Bauern- und Bürgerhaufen am 3. Juni abends aus tausenden Personen aus Würzburg sich zusammensetzte und zuerst nach Heidingsfeld zog, dem Feldlager des Fränkischen (Taubertaler) Haufens, und dann die Heidingsfelder Steige hoch, könnte ein Zwischenlager auf dem Gau eingerichtet worden sein, mit samt einer Wagenburg. Es spricht allerdings viel für einen Aufbruch des Bauernhaufens von Heidingsfeld aus am 4. Juni morgens. Bensing und Hoyer haben fast alle Schlachtenverläufe des Bauernkrieges mit Kartendarstellungen bildhaft gemacht. Leider für die Schlacht von Sulzdorf - Ingolstadt nicht. Da wäre leicht zu sehen gewesen, wie sie sich den Schlachtenort vorstellten. Aber auch welche Straße der Bauernhaufen zum Anmarsch auf Königshofen genutzt hätte. Die Kartendarstellungen der Bauernkriegsschlachtenverläufe waren beliebt und wurden / werden gern in Publikationen reproduziert. Waren allerdings bei weitem nicht fehlerfrei, aber publikumswirksam. Bild schlägt Sprache, schlägt genauen Nachvollzug. Sie waren ein Versuch Schlachtenverläufe für das Publikum schaubar zu machen. 




Auf äußerste Sparflamme war die universitäre Bauernkriegs Kompetenz Frankens bei einem schmalen Seitenblick auf die Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt eingestellt. Zwei Kanonenschüsse in die Wagenburg leiteten nach ihm das große Flüchten der Bauern und Bürger ein. Die Topographie des Schlachtgeländes wurde bei diesem Kurzblick nicht beachtet:

"Zwei Tage später trieben zwei Kanonenschüsse in die Wagenburg des Würzburger Ersatzheeres die Bauern kopflos auseinander; kaum einer der rund 5000 Bauern überlebte."
(Rudolf Endres: Franken. In: Horst Buszello / Peter Blickle / Rudolf Endres (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg.  Mehrere Auflage, Paderborn 1984, S. 152)


Peter Blickle kennt in seinem fulminanten Buch zum Truchsess "Bauernjörg", 2015 als sein Alterswerk erschienen, auch die lange unbeachtete Literatur zu den beiden fränkischen Bauernkriegsschlachten. Ambrosius Geyer gibt für ihn den detailliertesten Bericht zur Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt. Allerdings sind für Blickle die Topographie, die Wege auf dem Gau kein Detail wert. Die Aufwirblung von Staubwolken durch die eng an die Wagenburg gestaffelt aufreitenden Geschwader ergibt für ihn den psychologischen Eindruck einer weitaus überlegenen Reiterei. Diese Wirkung beschreibt eindringlich Ambrosius Geyer. Damit nutzt der Truchsess ein taktisches Gestaltungsmittel, dass er auch schon bei Leipheim eingesetzt hatte. Die Staubkaskaden lösten die ohnmächtige Flucht des Haufens aus, in verschiedene Richtungen, mit gnadenloser Verfolgung der Flüchtigen durch die Reiterei. Deshalb schätzt Blickle die Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt als nicht stattgefundene Schlacht ein. Blickles Resüme von Königshofen-Ingolstadt ist die richtige und wichtige Erkenntnis, daß man im Falle dieser beiden Auseinandersetzungen nicht vom Bauernkrieg sprechen sollte. Denn die beiden Heere der Aufständischen bestanden aus stattlichen Kontingenten von Bürgern der kleinen fränkischen Städte an Tauber und Main.



Carlheinz Gräter schildert in seinem populären, sprachlich sehr gut geschriebenen Werk zum Bauernkrieg in Franken den Schlachtenvorgang am 4. Juni:
"Etwa 5000 Mann waren es, die am frühen Pfingstsonntagmorgen die Heidingsfelder Steige hochzogen. Angeblich sollen sie sich geschworen haben, keine Gefangene zu mchen, sondern die Reiter zu hängen und den Fußknechten den Hals abzuschneiden.
Der Truchseß kam über Vilchband und Wittighausen heran, bei Sulzdorf stießen die beiden Heere aufeinander. Um einen zweiten verlustreichen Waldkampf zu vermeiden, schoben sich die bündischen Reiter zwischen Gegner und Guttenberger Forst. Nah bei Sulzdorf formierten die überraschten Bauern, die ja den Feind noch an der Tauber geglaubt hatten, eine büchsengespickte Wagenburg." (Carlheinz Gräter: Der Bauernkrieg in Franken. 1975, Seite 133)


Gräter läßt also bei Sulzdorf Bauernhaufen und Truchsess Bündische aufeinander stoßen. Ambrosius Geyers Hinweis, dass zuerst die Würzburger Reiterei den Bauernhaufen stellte, die Bündische und kurpfälzische Reiterei erst danach eintraf, war 1975 noch unbekannt, nicht berücksichtigt. Gräter verbleibt hier bei den von Fries überlieferten Angaben. Ein Phänomen dieser Schlacht, dass nie nachgefragt wird, wo marschierte der Bauernhaufen genau nach dem Aufstieg auf der Heidingsfelder Steige, welche Straße, welche Geleitstraße wurde dabei genutzt, durch welche Orte, an welchen Orten vorbei. Oder die Frage, warum marschierte, ritt, zog der Bündische Haupttross über Vilchband Richtung Wittighausen. Nach Bensen wurde sogar das Dorf Moos erreicht. In dessen Nähe Sulzdorf liegt. Bensen glaubte ein mögliches Fluchtwollen des Bauernhaufens in Richtung des wenige Kilometer entfernten großen Guttenberger Waldes zu erkennen. Im dichten Wald wäre der Bauernhaufen schwer angreifbar gewesen, nur unter hohen Verlusten. Eine Zugrichtung des Bündischen Heeres über Vilchband - Wittighausen - Moos, bei Wissen, dass der Bauernhaufen über den offenen ackerbaulichen Gau heranzieht, wäre ein Zeichen, dass es dem Truchsess darum ging, den Bauernhaufen auf dem Gau zu stellen, und eine Fluchtrichtung Guttenberger Wald bzw. Würzburg zu verhindern. Die Frage, welche Straßen und Wege gab es damals 1525 wird nicht gestellt. Das mag penibel sein bei einer Entfernung von ca. 35 Kilometer. Google Maps veranschlagt bei Nutzung der heutigen Straße von Heidingsfeld - Reichenberg - Geroldshausen - Moos - Kirchheim - Oberwittighausen- Unterwittighausen - Zimmern - Messelhausen - Hof Sailtheim - Königshofen knapp über 32 Kilometer. Die Schlachtenorte werden also gar nicht gestreift. Das zeigt aber auch deutlich, dass unser heutiges allgegenwärtig dominantes Verständnisses einer Wegstrecke zu einem Ort ein völlig anderes ist, wie das von 1525. Da verliefen die Geleitstraßen, die Wege nach ganz anderen Prinzipien als unsere heutigen Kunststraßen, die sich notfalls durch die hügelige Landschaft hindurch fräsen mit hohen Böschungen und Einschnitten, Gräben und Bäche leicht überbrücken, Senken auf dammartigen Aufschüttungen nivellieren. Das macht den Nachvollzug früherer Wegnutzungen nicht einfach. Vielfach stellt sich auch gar nicht die Frage, wo verliefen denn die Alten Straßen genau, weil man den heutigen Verlauf für die Straßenführung überhaupt hält. Das spiegelt sich auch für die geschichtliche Betrachtung des 4. Junis 1525 wieder. Die Frage, wo genau sich der Bauernhaufen auf dem Gau bewegte, auf welcher Straße, wird ausgeblendet, nicht gestellt. Die Ortsangaben von Fries scheinen zur Bestimmung dieses Tages zu genügen. Der Verlauf der Geleitstraße Lauda - Würzburg scheint wenig bestimmt zu sein. Wenig ist über diese Geleitstraße bekannt. Welchen Verlauf könnte sie nehmen? Von Lauda aus über Marbach auf die Höhe hoch? Dann Richtung Vilchband? Wittighausen? Reichenberg? Dann wäre das Bündische Heer zunächst dieser Geleitstraße nach Würzburg auf den Gau gefolgt.


Interessanterweise wollte der Truchseß die Straße von Lauda aus nach Moos in seiner langfristigen Planung nutzen, um in Moos sein Lager auf dem Gau aufzuschlagen: 

Baumann, Franz Ludwig (Hrsg.): Akten zur Geschichte des Deutschn Bauernkrieges aus Oberschwaben. Freiburg 1877, Seite 292 / 293

"313) Mai 22. Neckargartach. Truchseß Georg an Markgraf Casimir von Brandenburg.
Hat den Aufruhr im Lande Wurtenberg gestraft, die Abgefallenen wieder zum Gehorsam gebracht und insbesondere Winsperg sammt einigen dazu gehörigen Dörfern ihrer mörderischen, bösen That nach geplündert und ganz ausgebrannt. Er hat jetzt mit des Bundes Kriegsräthen beschloßen, dem Pfalzgrafen zu gut den nächsten auf Neckergarten zu ziehen und von dannen sein Lager zu Riechen, Moßbach, Buchen, Lauden, Moß und Exenfurt zu schlagen. Von seinen Kundschaftern hört er, daß die Bauern im Stifte Wurtsburg sich stärken und auf das bündische Kriegsvolk warten. Markgraf Casimir möge deshalb, damit die Edeln im Schloße Frawenberg befreit, und die aufrührige Versammlung zu Wurtzburg desto stattlicher gestraft werde, zu Exenfurt sich mit ihm vereinigen.
Datum im veldleger by Neckergartach den 22. May, ann 25. Wolfegg Concept."

Ein echter Bauernjörg dieses Konzept eines Briefes an den Ansbacher Markgrafen. Kurz nach der Bestrafung Weinsbergs verfaßt. Bestrafung der Aufrührer, das ist sein Programm, sein Leitbild. Er teilt sein zukünftiges, geplantes Anreisekonzept nach Franken mit. Wenn er auch dann etwas anders zog. Hier war noch Lauda an der Tauber sein Ziel, Nachbarort von Königshofen, an dem die Schlacht vom 2. Juni 1525 stattfand. Auffällig, dass er von Lauda aus zuerst auf den Gau ziehen wollte, nach Moos und danach Ochsenfurt, um sich dort mit dem Ansbacher Markgrafen zu vereinigen. Auch am 4. Juni war Moos der Übernachtungsort. Der Truchseß plante also von vorne herein von Lauda aus nach Moos zu ziehen, auf der Geleitstraße Lauda - Würzburg. Und wiederholte dies dann tatsächlich am 4. Juni 1525. Auch wenn die Schlacht von Sulzdorf / Ingolstadt diesen Übernachtungsort stark beeinflusste.


Ich spare jetzt gnädigerweise zu mir meine bescheidenen Schlachtdarstellungen aus dem Jahr 1995 aus. Die weisen keine besondere Originalität in der kritischen Interpretation aus. Sondern folgen behäbig der konventionellen Beschreibung seit Bensen. Tss, tss, Herr Wohlfarth, das war nicht viel. Wenn ich im Bereich des vermutlichen Schlachtengeländes war, damals das eingeschätzte zwischen Ingolstadt und Sulzdorf hatte ich schon das saure Gefühl, hier fehlt etwas, hier passt etwas nicht. Wo ist das überzeugend Stimmige zu historischen Augenzeugenberichten? Aber keine Antwort gefunden, keinen Zugang zu einem anderen Verständnis der Schlacht. Ich freue mich deshalb im regenreichen Juli 2023 einige mögliche neue Zugänge gefunden zu haben. Mir ist das Risiko bewußt, Bauernkrieg und Geleitstraßen zu verbinden zu versuchen, und daraus neue Einsichten abzuleiten. Das Risiko gehe ich ein. Lieber eine neue Tür geöffnet, neue Fragen gestellt, auch wenn sich hinterher herausstellt, es war die falsche Tür. Es hat mich lange gewurmt, dass mir zur Schlacht von Sulzdorf und Ingolstadt kein eigener Interpretationszugang gelang. Manches dauert, benötigt seine Zeit. Auch wenn es länger dauert. Und dann nur mit einem spekulativem Überschuß eingeleitet werden kann. Ich habe sehr oft auf verschiedenen Karten die Wege, die Straßen von Königshofen Richtung Heidingsfeld hin und her nachvollzogen, um den Zug des Bauernhaufen, den Anzug der Bündischen auf den Gau zu verstehen. Oder glauben zu verstehen. In einer Ackerlandschaft halten sich Reste, Spuren von Alten Straßen viel weniger als in einem Wald, einem Forst, an einer Bergsteigung. Dort verbleibt oft eine tief eingegrabene Hohle, die den Verlauf einer alten Geleitstraße wiederspiegelt. Der Gau dagegen, mit seiner Ackerbaulandschaft, alte Reste längst flurbereinigt, macht es einem sehr schwer, konkrete Verläufe Alter Straßen nach zu vollziehen. Das spiegelt sich schon in den 1525er Beschreibungen wieder. Die auch heute noch erkennbare Heidingsfelder Steige wird genannt. An einem Berghang zu finden. Dann bleiben die Orts- und Wegehinweis sparsam. Da können wir mit Ambrosius Geyers Hinweis auf einen Berg als Ort der Wagenburg sehr zufrieden sein. Er meinte damit eine Anhöhe, einen höheren Punkt, Bereich als sonst auf der Sulzdorfer Gemarkung. Selbst Fries Einschätzung des Wagenburgbereichs als weit und eben passt, da es sich bei diesem Berg um eine Hochfläche handelt. Ein Bewohner aus der niedrig flachen Wesermarsch würde bei Betrachtung des potentiellen Wagenburgstandortes vielleicht nicht eben als Relief einschätzen. Der wäre eine totale Flachheit gewohnt, dem würde die flachwellige Gaulandschaft als sehr unruhig vorkommen. Die Verortung des Wagenburgstandortes als Berg ist also quasi eine Meterarbeit, höhenmäßig gesehen. Aber der wichtigste Hinweis auf den Wagenburgstandort, da dieser alles was nicht dazu passt ausschließt. Nach diesem Kriterium wäre die Gemarkungsfläche von Sulzdorf und Ingolstadt abzuklopfen. Da wird nicht viel an topographischen Möglichkeiten übrig bleiben. Eine vertiefte Nachforschung könnte über mögliche Gemarkungsbeschreibungen geleistet werden, sofern solche Archivalien vorhanden sind. Möglicherweise finden sich hier Namen für Gewanne, die auf die Zeit des Bauernkrieges hinweisen. Auch Landschiederbücher der Gemeinde könnten sich bei Durchsicht als Fundorte von Hinweisen auf Geländebezeichnungen erweisen. Das wäre allerdings harte Archivalienarbeit mit notwendiger Transkription. 


Bei der Prüfung der Gewannnamen ist uns auch schon die Katasterkarte von 1820 auf dem Bayernatlas (Kartenviewer Online) sehr behilflich. Die ganze alte Strassenführung von Sulzdorf bis Heidingsfeld ist vorhanden. Mit reichlich vielen Einträgen von Gewann-, Straßen- und Wegenamen. Das hilft besonders in einer Ackerbaulandschaft, die heute zudem stark flurbereinigt ist. Und auch schon um 1820 auf die Chausseen trifft. Die ersetzten die alten Geleitstraßen mit völlig neuen Routen, teilweise überlagern, überdecken sie die alten Geleittrassen. An manchen Orten wurden die alten Geleitstrasse nach einem Chausseeneubau umgegraben, als Acker genutzt. Von Sulzdorf bis Heidingsfeld landen wir für eine Alte Wege, Geleitstraßenforschung einen seltenen Volltreffer. Uns stehen sehr viele Namen auf der Katasterkarte zur Verfügung, die sich auf Strasse beziehen. Früher unterschied man sehr deutlich zwischen Strasse, Weg oder Pfad. Eine Strasse hatte überörtliche Funktion. Verband also nicht einen Ort zu einem anderen wie die Ortsverbindungswege, die immer genau (wenn auch teilweise kurvig) auf den Nachbarort führen. Bei einer Alten Straße, Geleitstraße zeigt sich das Phänomen, dass diese durchaus an Nachbarorten vorbeiführen. Albertshausen wird von der Strasse von Heidingsfeld nach Sulzdorf an der Seite liegen gelassen. Das zeigt an, dass diese Alten Strassen oft schon vor der fränkischen Besiedlung und Ortsbildung vorhanden waren, vorfränkisch sind, oft von einer Flussfurt zur Furt am nächsten Fluss führen. Lindflur dagegen wird von der Strasse berührt.


Werfen wir einen achtsamen Blick auf das Feuerwerk der Strassen-, Wege- und Gewannnamen von Heidingsfeld bis Sulzdorf:


HEIDINGSFELD
Klinger - Chaussee nach Würzburg
Die hohe Steig  -  Strasse von Mergentheim nach Würzburg
Heidingsfelder Höhe
Würzburger Weg
Die hohe Leithe
LINDFLUR (Strasse durch Lindflur hindurch)
Bier - Strasse
Albertshauser Weg
Eselsbruecken Äcker
Untere Strasse nach Lindflur
Auf der Eselsbruecke
Untere Strasse (Esels Ried)
Am Kreuzweg
Sulzdorfer Weg (Graben Aecker)
Geroldshauser Weg Aecker (Vorderer und Hinterer Geroldshauser Weg)
Galgen mit sechs Straßen-Wege-Kreuzung
Strassaeker
Sulzdorfer Höhe
Im Esfelder Weg (Kreuzung)
Strassenaeker
An der Strasse
Unt. der Strasse
Diebspfad (Weinstraße)
Strassenaeker  (Ingolstatterhöhe)
SULZDORF


Ganz klar haben wir eine Höhenstraße, wie viele Alte Strassen, Geleitstrassen, Fernverbindungen. Wir treffen auf einen Galgen, auf einen Kreuzweg. Beim Galgen haben wir die Seltenheit, dass Strassen und Wege aus sechs Richtungen fast an einem Punkt zusammentreffen. Die hohe Steig ist eindeutig ein ziemlich steiler Anstieg auf die Höhenlage des Gaus hinauf, das heißt vom Main auf einen welligen Höhenbereich mit ca. 270 - 300 m Höhe. Acht mal werden in den Gewann- und Strassennamen der Begriff Strasse genannt. Gewannnamen mit Strassenhinweis sind meistens sehr alte Gewannnamen und zeigen eine alte überörtliche Fernverbindung an. Das weist überdeutlich darauf hin, dass die Strasse zwischen Sulzdorf und Heidingsfeld eine bedeutsame Strasse war. Eine Alte Strasse, Heerstraße, eine Geleitstrasse? Die von Würzburg über Heidingsfeld - Bütthard nach Mergentheim. Im Geleitstraßenverzeichnis, das Bischof Julius Echter über die würzburgischen Geleitstrassen erstellen ließ, wird Bütthard als Teil der Geleitstrasse Würzburg - Mergentheim aufgeführt. Könnte von Bütthard aus diese Geleitstrasse nicht auch über Giebelstadt nach Würzburg verlaufen sein? Da lief schon die Geleitstrasse Würzburg - Röttingen. Wäre so eine ungewöhnliche Geleitstraßen Doppelbelegung gewesen. Wenn die Geleitstrasse Würzburg - Mergentheim über Bütthard zog, bedeutet das für die Geleitstrasse Würzburg - Lauda, dass diese weiter westlich verlaufen ist. Unter anderen über den Ort Moos (sonst hätte ihn der Truchsess nicht in seiner langfristigen Vormarschplanung auf Würzburg als Übernachtungsort ausgewählt, denn ein Übernachtungsort sollte um Umwege zu vermeiden, auf der Hauptstrecke liegen), Wittighausen und Vilchband (Die Dörfer, über die das Bündische Heer dann auch tatsächlich am 4. Juni zog bzw. ziehen wollte). Karl Schreck listet einige der Geleitstrassen auf, die von Lauda ausgehen. Auch die von Lauda nach Würzburg. Er nennt als Stationen für diese Geleitstrasse Gerlachsheim - Grünsfeld - Ilmspan - Kleinrinderfeld - Würzburg. Also zunächst durch das Grünbachtal, dann über Ilmspan, wohl auch Schönfeld nach Kleinrinderfeld. Dort kreuzt die Weinstrasse. Moos würde bei dieser Route nicht berührt. Ob Schreck diese Route mit sicherem Wissen oder spekulativ aufgestellt hat, ist unklar (Karl Schreck: Lauda. Schicksale einer ehemaligen Oberamtsstadt. Lauda 1973, Seite 188). Einige seiner Vorstellungen von Geleitstrassenverläufen werden von Autoren bezweifelt. Kleinrinderfeld ist allerdings Moos direkt benachbart. Und durch Mooser Gemarkung zog die Weinstrasse, die an Ingolstadt vorbei nach Giebelstadt führte. Von dort wiederum gab es eine Strasse nach Ochsenfurt, wo sich der Truchseß in der ursprünglichen Vormarschplanung mit dem brandenburgischen Markgraf von Ansbach mit dessem Heer vereinen wollte. Vermutlich ist die Strecke Heidingsfeld - Sulzdorf - Bütthard - Königshofen der damals kürzeste Weg, von Würzburg / Heidingsfeld nach Königshofen. Ebenso vermutlich die Strasse, auf die der Bauernhaufen in Richtung auf den Turmberg von Königshofen marschierte, um sich mit den dort angesammelten Bauern zu vereinen. Um damit auf der Gauhöhe bei Sulzdorf / Ingolstadt das Gelände zu erreichen, an dem die Wagenburg aufgestellt wurde. Einen besonderen Höhenvorteil erlangte die Wagenburg allerdings nicht. Es handelt sich nur um wenige Höhenmeter und gering ansteigende Hanglagen. Im Gegensatz zu Königshofen, da verhinderten die steilen Rebhänge den direkten Reiterangriff der dortigen Wagenburg, während auf dieser kleinen Anhöhe die Reiterei leicht in mehreren Staffeln um die Wagenburg herum reiten konnte und so den Bauern und Bürger deutlich demonstrierte, dass sie vollkommen umkreist und ohne Hilfe von außen sind. Zudem gewaltige Staubkaskaden beim kreisenden Umreiten aufwirbelte und damit einen starken psychologischen Druck auf die auf engstem Raum Eingeschlossenen erzeugte, Stress und Ohnmachtsgefühle ausübte, und auch das einsetzende Fluchtverhalten von Bauern und Bürger auslöste, das zum katastrophalen Ende dieses Bauernhaufens, zum Tod von Tausenden führte, die über die offene wellige Gaulandschaft versuchten zu fliehen. Deren Leichen an diesem Tage die Felder des Gaus bedeckten, bis Essfeld, Giebelstadt, in Richtung Ochsenfurt. Nur an der Thüngschen Burgruine (Standort Nähe Kauzenmühle) konnte sich längerer Widerstand halten. Ein kleiner Nebenaspekt der Geleitstrassen auf dem Gau sei noch erwähnt. Genau in diesem Anhöhenbereich der Wagenburgstationierung und des ersten Schlachtgeschehens kreuzt die von Giebelstadt - Ingolstadt nach Moos - Kleinrinderfeld ziehende Weinstrasse die Geleitstrasse Würzburg - Mergentheim. Die Bauernkriegsschlacht von Sulzdorf / Ingolstadt war damit auch eine Auseinandersetzung an zwei Geleitstraßen, eine Geleitstrassenschlacht. Der Katasterplan von 1820 erbringt uns also sehr viele wichtige Indizien für eine Anmarschstraße Heidingsfeld - Lindflur - Sulzdorf für den aus Würzburg / Heidingsfeld ziehenden Bauernhaufen auf seinem Marsch in Richtung Königshofen



Die Sulzdorf / Ingolstadt Bauernkriegsschlachtforschung könnte noch wesentlich weiter vorangetrieben werden. Da sie bisher auf einem zu bescheidenen Niveau der Fragestellungen abgehandelt wurde. 500 Jahre Bauernkrieg in 2025, 500 Jahre Erinnerung an die Schlacht vom 4. Juni 1525 von Sulzdorf / Ingolstadt sollten Grund genug sein, intensiver, tiefer, besser auf dieses Ereignis einzugehen. 

Seit 2017 ist zwischen Sulzdorf - Ingolstadt - Giebelstadt ein Kulturweg Weiss der Geyer! unter Begleitung des Spessartprojektes (Gerrit Himmelsbach) eingerichtet worden. Auf diesem werden die Adelsfamilien Geyer und Zobel gestreift, aber auch die Kauzenmühle als Standort der Burgruine, die am 4. Juni 1525 zum letzten Fluchtpunkt von Bauerngruppen wurde. Es gibt einige Flyer zu diesem Kulturweg. Eines klärt auf, dass die Burgruine 1525 noch den Herren von Thüngen gehörte, und erst ab 1528 ging das Amt als Lehen an die Geyer. Florian Geyer war an diesem Schlachttag nicht anwesend, wie öfters in der Literatur zu lesen. Ambrosius Geyer auf Bündisch-Würzburger Seite schon:

https://www.spessartprojekt.de/kulturwege/giebelstadt-1-weiss-der-geier/ 

https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2019/04/Giebelstadt-T5.pdf



Gute Würzburger Bauernkriegsforschungen der letzten Jahre waren: Franz Fuchs (Herausgeber), Ulrich Wagner (Herausgeber): Bauernkrieg in Franken (Publikationen aus dem Kolleg 'Mittelalter und Frühe Neuzeit') Taschenbuch – 1. Januar 2016 sowie Benjamin Heidenreich: Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des 'Bauernkriegs' von 1525 in den Schriften der 'Aufständischen' und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung. In: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte. Herausgegeben von Stefan Brakensiek, Erich Landsteiner, Heinrich Richard Schmidt und Clemens Zimmermann. Band 59. Berlin / Boston 2019.  


Es könnte sich angesichts meiner bisherigen Schreiberei die Frage eröffnen, warum diese manische Fixierung auf die Geleitstrassen auf dem Gau? Die Bauern könnten am 4. Juni auch eher kreuz und quer von Würzburg in Richtung Königshofen unterwegs gewesen sein, da der Gau, seine Fläche so gering ist, und die Möglichkeiten einen anderen Weg zu nehmen vielfältig. Oder auch daß die Bündischen bei der Suche nach dem anmarschierenden Bauernhaufen auch eher einfach verschiedene Wege abgeritten sind.


Ausschließen läßt sich das aufgrund der mangelnden Beweislage nicht. Es gibt keine alte exakte Karte des Bauernhaufenzuges, des Bündischen Aufmarsches auf dem Gau. Mir ist dennoch wichtig, das Verhalten, Vorgehen unserer Vorfahren an diesem Tage zu verstehen, zu interpretieren. Zu würdigen. Sie hatten ein großes Anliegen einer evangelischen Reformation, von notwendigen Änderungen zu einem besseren Leben. Sie schritten zur Tat. Unter dieser Prämisse sollte ihr Verhalten, ihr Vorgehen verstanden werden. Also auch der Marsch von Würzburg / Heidingsfeld nach Königshofen. MIt der angenommenen Nutzung der vorhandenen Geleitstrassen wird ihr Anmarsch an diesem Tag ein planvolles Verhalten. Das soll trotz der eintretenden Katastrophe des Schlachtenausganges ansprechend gewürdigt werden. Schlimmer sind die fast fatalistischen Darstellungen, die den in diesem Schlachtgeschehen getöteten Bauern und Bürger faktisch eine weitere Niederlage zufügen. Die Sicht des Truchsesses und seiner Bündischen auf die Aufrührer, auf die Getöteten sollte nicht unkritisch reproduziert werden. Sollte nicht das Schlachtbild des 4. Juni 1525 bis heute, fast 500 Jahre danach prägen. Dem entgegen zu wirken, möge meine Sicht auf die Geleitstrassen am 4. Juni 1525 beitragen. Auch wenn das eine für viele völlig ungewohnte Sichtweise ist.



Tafel "Franckenlandtt" aus Frhr. M. v. Eitzing: Itinerarium orbis Christiani. 1578/79


Auf der Karte von 1578/79 ist die Geleitstrasse Würzburg - Heidingsfeld - Bütthard - Mergentheim eingezeichnet, allerdings mit einem merkwürdigen Schlenker nach rechts. Das könnte seine Ursache darin haben, dass der Stadtname Heidingsfeld ebenso wie der von Grünsfeld auf der Karte so eingetragen wurde, dass keine eher geradliniege Einzeichnung der Geleitstraße mehr möglich war. Heidingsfeld zudem etwas mehr weiter unten als tatsächlich am Main liegend fixiert wurde. Die Geleitstraße nimmt in Heidingsfeld den Übergang über den Main. Die Geleitstraße Würzburg - Giebelstadt - Röttingen wurde nicht eingetragen. Es läßt sich demnach nicht nachvollziehen, ob mit dem Rechtsschwenk evtl. ein Verlauf der Geleitstrasse Bütthard - Sulzdorf - Ingolstadt - Giebelstadt - Heidingsfeld vorgesehen ist.





Geleitstraßen nach dem Würzburger Geleitsverzeichnis 1596 aus Hans-Peter Schäfer: Funktionales Verkehrsgefüge, Verkehrszwang und Merkantilismus. Ein Beitrag zur Altstraßenforschung, Seite 303 - 325. In: Gerhard Braun (Hrsg.): Räumliche und zeitliche Bewegungen. Methodische und regionale Beiträge zur Erfassung komplexer Räume. In Würzburger Geographische Arbeiten. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Würzburg, Heft 37. Würzburg 1972


Schäfer hat diese schematische Karte nach Aufstellungen eines würzburgischen Geleitsverzeichnissen aller würzburgischen Geleitstraßen unter Bischof Julius Echter von 1596 gezeichnet. Also nicht nach den tatsächlichen topographischen Verläufen der damaligen Geleitstraßen. Heidingsfeld ist nicht auf der Karte eingetragen. Schäfer zeichnet die Geleitstraße Mergentheim - Bütthard - Würzburg, läßt sie sich kurz vor Würzburg mit der Geleitstraße Würzburg - Heidingsfeld - Giebelstadt - Röttingen vereinigen. Die schematische Karte zeigt also, dass es getrennte Geleitstraßen von Würzburg nach Mergentheim und von Würzburg nach Röttingen gab. Die im Würzburger Geleitstraßenverzeichnis auch aufgeführte Geleitstraße Würzburg - Lauda hat Schäfer in dieser Karte leider nicht berücksichtigt.





Literaturverzeichnis:

Baumann, Franz Ludwig (Hrsg.): Akten zur Geschichte des Deutschen Bauernkrieges aus Oberschwaben. Freiburg 1877


H. W. Bensen, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, 1840


Manfred Bensing und Siegfried Hoyer: Der deutsche Bauernkrieg 1524-1526. Militärverlag der deutschen demokratischen Republik.


Peter Blickle: Der Bauernjörg. Feldherr im Bauernkrieg. Georg Truchsess von Waldburg 1488 -1531. C. H. Beck, München 2015


Der Schreiber des Truchsessen Georg von Waldburg. In: Franz Ludwig Baumann: Quellen des Bauernkrieges in Oberschwaben


Rudolf Endres: Franken. In: Horst Buszello / Peter Blickle / Rudolf Endres (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg.  Mehrere Auflage, Paderborn 1984


Günther Franz: Der deutsche Bauernkrieg. München und Berlin 1943, 4. Auflage


Lorenz Fries: Die Geschichte des Bauern-Krieges in Ostfranken


Ambrosius Geyer: Handlung des Bunds wider die Bauern. In: Franz Ludwig Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben.


Carlheinz Gräter: Der Bauernkrieg in Franken. 1975


Ignatio Gropp: Wirtzburgische Chronick von Ignatio Gropp 1748

Benjamin Heidenreich: Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des 'Bauernkriegs' von 1525 in den Schriften der 'Aufständischen' und in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung. In: Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte. Herausgegeben von Stefan Brakensiek, Erich Landsteiner, Heinrich Richard Schmidt und Clemens Zimmermann. Band 59. Berlin / Boston 2019.


MS Heidenfeld in: Ulrich Wagner: "Nun das Rad gieng und lief alleweil, kunntens nit halten." Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525. In: Karl Hillenbrand und Wolfgang Weiß (Hrsg.): Reichtum des Glaubens. Festgabe für Bischof Friedhelm Hofmann zum 70. Geburtstag. Würzburger Diözesangeschichtsblätte 74. Band, Würzburg 2012

Karl Neckermann, Heimatscholle Vilchband, Mannheim 1937

Ferdinand Friedrich Oechsle: Beiträge zur Geschichte des Bauernkrieges in den schwäbisch-fränkischen Grenzlanden. Heilbronn 1830


Hans-Peter Schäfer: Funktionales Verkehrsgefüge, Verkehrszwang und Merkantilismus. Ein Beitrag zur Altstraßenforschung, Seite 303 - 325. In: Gerhard Braun (Hrsg.): Räumliche und zeitliche Bewegungen. Methodische und regionale Beiträge zur Erfassung komplexer Räume. In Würzburger Geographische Arbeiten. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft Würzburg, Heft 37. Würzburg 1972


Karl Schreck: Lauda. Schicksale einer ehemaligen Oberamtsstadt. Lauda 1973

Georg Wagner, Kriegswissenschaftliche Studien ueber den Bauernkrieg zwischen Neckar und Main, Dissertation, 1921

Wilhelm Zimmermann, der große deutsche Bauernkrieg, verschiedene Auflagen



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Text erarbeitet im Juli 2023. Am Text wird noch weiter gearbeitet, korregiert, ergänzt und hoffentlich auch verbessert. Dieser Text wurde / wird größtenteils online erstellt, eingetippert, recht spontan, was leider Wortwiederholungen hervorruft, zu Schreibfehlern führt, da man die eigenen Fehler, Widrigkeiten, Unzulänglichkeiten am wenigsten sieht.


Überarbeitung im November 2023








Begehung des Schlachtgeländes vom 4. Juni 1525 am 17. August 2023


Beim gegen Gaubüttelbrunn zugeneigten alten Ortsende von Sulzdorf ist ein wichtiges topographisches Erkennungsbild eines alten Weges, einer alten Strasse zu finden. Der Hohlweg. Er zieht auch schön wie ein alter Hohlweg eine Kurve um das Dorf herum, sanft verlaufend auf die kleine Anhöhe über dem Dorf hinauf. Wer den mässigen Geländeanstieg von Sulzdorf in dieser Richtung nur auf der topographischen Karte anhand der Höhenschichtlinien nachvollzieht, mag schmunzeln über die geringen Höhenunterschiede. Wer aber den Hohlweg von der Strasse Richtung Gaubüttelbrunn aus zu Fuß auf die Höhe durchgeht, merkt dass dieser Anstieg es trotzdem in sich hat. Schweißtreibend in der Sommerhitze ist.


Er wird auch heutzutage noch viel benutzt. Radfahrer erklimmen die Anhöhe, Dorfbewohner führen ihren Hund, ihre Hunde aus. Sicher eine andere Verkehrsfunktion des Hohlweges als früher, als zurzeit des Bauernkrieges. Da war der Hohlweg Teil einer bedeutenderen Strasse. Teil der Geleitstrasse von Würzburg / Heidingsfeld über Bütthard nach Mergentheim. Und sicher auch die Strasse, die der von Würzburg nach Königshofen marschierende Bauernhaufen genommen hat, um den Bauernhaufen in Königshofen zu verstärken.
Der Hohlweg bildet, wenn auch heute viel besser ausgebaut als früher, immer noch eine klar erkennbare Hohlwegstruktur aus mit sich dahin ziehenden eingegrünten Böschungen. Sakrale Bildstöcke und Kreuze entlang des Hohlweges zeigen, dass er nicht unbedeutet sein konnte. Ein Bildstock, ein Kreuz möchte auch beachtet, bewundert werden, dazu bedarf es auch eines Weges, einer Strasse, die einigen Verkehr aufweist. Am Anfang des Hohlweges ist noch ein Schaft eines Bildstockes vorhanden, das aussagekräftige Bild fehlt allerdings. Ein Schaft ohne besondere Botschaft also. Ich war mal ein Bildstock.

Wer den Hohlweg hinauf marschiert ist, dem leuchtet die Beschreibung des Würzburger Hauptmannes Ambrosius Geyer schnell und eindeutig ein, dass die Bauern auf einem Berg eine Wagenburg errichtet hatten. Wenn die Würzburgischen Reiter mit Ambrosius Geyer von Bütthard oder Gaubüttelbrunn angeritten kamen, um sich dem anmarschierenden Bauernhaufen entgegen zu stellen, dann sind sie sicherlich den Hohlweg empor geritten, hatten dabei das subjektive Gefühl einer Anhöhenerklimmung, das Gefühl einen Berg hoch zu reiten, mussten die Pferde mehr antreiben als in flachem Gelände. Die Strasse nach Bütthard hatte sich früher mit einem kleinem Versatz weiter fort gesetzt. Ebenfalls wieder die leichten Hanglagen des Sulzdorfer Bachtales auf der anderen Seite empor.

Die leichte Anhöhe, der gering scheinende Berg über Sulzdorf setzt sich erstaunlich weit in Richtung Geroldshausen, sowie in Richtung Lindflur und Albertshausen weiter. Wenn auch die frühere Geleitstrasse in Richtung Lindflur und Albertshausen kurz nach der Höhenerreichung unter die Flurbereinigung kam und fast spurenlos verschwunden ist. Auf Google Maps können noch einige dunklere Schlieren entdeckt werden, die möglicherweise zu dieser Strasse gehörten. Der heutige Weg auf der Höhe folgt nun eindeutig in Richtung Geroldshausen, spielte aber so in der Schlacht vom 4. Juni 1525 keine Rolle. Auch die frühere Weinstrasse, die die Geleitstrasse kreuzte, macht in ihrem heutigen Erscheinungsbild keinen besonderen Eindruck. Von der Höhe aus sieht man die nur gering abfallenden oder gewellten Ackerflächen. Damit wird einem auch sehr deutlich klar, dass die gauliche Topographie hier kein echter Helfer für den Bauernhaufen war, keine besondere Gunstlage für die Wagenburg. Im Gegenteil. Die errichtete Wagenburg konnte sehr bequem von den bündischen Reitern umritten werden, das flache Gelände zu Scheinangriffen auf die Wagenburg genutzt werden. Um damit permanenten Druck und Stress auf die engsten Raum zusammengedrängten Bauern und Bürger auszuüben. Ambrosius Geyer schildert auch in seinem oft übersehenen, nicht berücksichtigten Augenzeugenbericht zur Schlacht des 4. Junis 1525, dass die Reiter möglichst viele Staubkaskaden aufgewirbelt haben, um dem Bauernhaufen die Sicht zu nehmen, um sie über die tatsächliche Stärke der Reiterei zu täuschen. Der psychologische Druck innerhalb der Wagenburg nahm also kräftig zu im Verlauf der totalen Einkreisung. Die Sonnenhitze setzte den Eingeschlossenen hart zu, die Wasserversorgung dürfte äußerst problematisch gewesen sein, da man sicherlich keine allzu große Vorräte mit sich führte. In der Wagenburg herrschte zudem eine absolute Enge. Die Tausende waren dicht an dicht zusammengedrängt. Sich zu bewegen war kaum möglich. Darunter dürfte auch die ordnende, eindeutige Befehlsstruktur in der Wagenburg gelitten haben. Zumal sich mit der Einkesselung durch die bündische Reiterei die bittere Erkenntnis breit machte, dass der Bauernhaufen in Königshofen geschlagen worden sein mußte. Man konnte also niemand mehr zu Hilfe eilen, im Gegenteil, man konnte in der Wagenburg selbst keine Hilfe mehr erwarten. Man war auf sich gestellt. Und ohne Chance auf unblutiges, opferarmes Entrinnen umringt von vielen brutal entschlossenen meist adeligen Reitern. Zumal man sich noch ausrechnen konnte, dass im Laufe des Tages noch Artillerie und das große Fußvolk der Bündischen am Schlachtort eintreffen würden.

Der Truchsess glaubte anfangs einen Versuch des Bauernhaufens zu erkennen, sich zu dem in einiger Entfernung liegenden Gemeindewald Breitenlohe abzusetzenden und ließ ca. 200 Reiter einen Sperrriegel zwischen Wald und Wagenburg einnehmen. Ob der Wald früher den Umfang des heutigen Waldes hatte, wäre anhand von alten Gemeindekarten zu klären. Einen Verlust reichen Waldkampf wie im Schlachtholz zwei Tage zuvor konnte der Truchsess damit verhindern. Zumal er mit dem berittenen Sperrriegel dem Bauernhaufen die beste Option nahm, in der ackerbaulich dominierten Gaulandschaft eine einigermaße gute Geländeposition einzunehmen. Im dichten Wald verlor die Reiterei ihre brutale Wirkung, die sie auf ziemlich offenen, recht ebenen Flächen hatte.

Dann machten sich erste Auflösungserscheinungen bei den in der Wagenburg Versammelten breit. Einzelne Personen, kleinere Gruppen versuchten sich abzusetzen, durch die Ackerlandschaft zu flüchten. Irgendwann löste das die Stampede der Hoffnungslosen aus. Eine wilde, unkoordinierte Flucht in Richtung Essfeld, Giebelstadt, in Richtung Ochsenfurt begann. Ein Wehrverhalten war auf offenem Feld kaum möglich. Entweder man entkam oder wurde brutal von bündischen Reitern auf den Ackerflächen erschlagen. Der fruchtbare Gauboden wurde furchtbar bedeckt mit den Leichen der getöteten Bauern und Bürger.

Welche Möglichkeiten hatten die Bauern und Bürger außer wilder Flucht noch? Ein sehr koordiniertes Absetzverhalten wird einer großen Gruppe Aufständischer von den Augenzeugen zugeschrieben. Meist als Gruppe der Landsknechte beschriebenen, die die Stadt Würzburg unter Sold genommen hatte. Oft auch unter der Führung von Florian Geyer geschildert. Der war aber nicht am Schlachtgeschehen beteiligt, obwohl wie es der Zufall so will, um einen Territoriumsbereich handelte, den die Geyer als Lehen hatten.
Ein hoch wichtiges Landschaftsteil in der Nähe der Wagenburg ist der in Richtung der Wasserburgruine im Talgrund abfallende Wolfsgrund. Ein Hangentwässerungsgraben, auf beiden Seiten von einer äußerst dichten, undurchdringlichen Hecken-Baum-Reihe begleitet. Die kampferprobten Landsknechte auf Bauern-Bürger-Seite werden sich die lineare Struktur des Wolfsgrundes zu nutzen gemacht haben. Wenn sie entlang der dichten Hecken-Baum-Reihe abmarschierten, hatten sie im Rücken völligen Schutz vor den Reitern, da diese nicht durch die geschlossene Hecke kamen. Damit marschierte dieser Teilhaufen nicht mehr in einer völlig  offenen Landschaft, sondern konnte nur noch von einer Seite aus angegriffen werden. Wenn der Teilhaufen zusammen blieb, und das tat er nach den Augenzeugenberichten auch, wurden die Reiterangriffe auf diesen Haufenrest immer erfolgloser. Im Tälchen setzt sich der Graben des Wolfsgrundes fort, sicherlich damals ebenso mit einer Hecken-Baum-Reihe versehen. Im Tälchen verläuft zudem der von Ingolstadt herkommende Bach, um die Wasserburg waren Wassergräben. Also auch hier waren landschaftliche Hindernisse vorhanden. Auch im Talbereich war also die Angriffsfähigkeit der bündischen Reiterei weit eingeschränkt. Entsprechend zeigte sich in dieser Position die entschlossene Verteidigungsfähigkeit dieses Teilhaufens. Heftiger Artillerieeinsatz mußte nun erfolgen, Sprengungen der noch wehrhaften Ruinenreste durch angebrachtes Pulver durchgeführt werden. In der frühen Bauernkriegsliteratur wird dieser Widerstand in der Burgruine oft heldisch geschildert. Zu Recht, denn hier zeigte sich ernsthafter Widerstand, mit grossen Verlusten bei den Bündischen. Mit den quer über die Felder Fliehenden hatten die bündischen Reiter ein leichtes Spiel, ein äußerst blutiges. Leichen bedeckten die Felder bis Essfeld, Giebelstadt, in Richtung Ochsenfurt.

Ein kleiner Kulturweg zwischen Sulzdorf, Ingolstadt und Giebelstadt thematisiert seit einigen Jahren auch die Schlacht vom 4. Juni 1525. Weiss aber noch nichts von dem von mir vermuteten Standort der Wagenburg auf der Anhöhe, spart diese also bisher aus. Zieht allerdings den Hohlweg mit ein. Das ist leicht verständlich, auch in der Bauernkriegsliteratur ist bisher kein ernsthafter, guter, genauer Versuch erkennbar, den genauen Standort der Wagenburg zu bestimmen in der Landschaft zwischen Sulzdorf und Ingolstadt. Meine ersten Versuche Mitte der 1990er Jahre waren ähnlich substanzlos, führten eher zu einem Herumirren, zur unklaren Einschätzung des Schlachtenverlaufes. Die Einschätzung der (Höhen)Strasse zwischen Sulzdorf und Heidingsfeld als Geleitstrasse in Richtung Mergentheim, die der Bauern-Bürger-Haufen zum Anmarsch nach Königshofen nutzte sowie die Beschreibung von Ambrosius Geyer, dass die Wagenburg auf einem Berg errichtet wurde, bringen landschaftlich betrachtet das zusammen, was zusammen gehört und erleichtern die Positionierung der Wagenburg in der Landschaft des 4. Juni 1525. Es wurde auch Zeit, dass die sich annähernde Positionierung besser als bisher erfolgte, denn mit dem 4. Juni 2025 rückt die 500ste Wiederkehr dieser Schlacht heran.

Welche Erinnerung gibt es in Sulzdorf / Ingolstadt an dieses Schlachtereignis? 2020 wurde eine Chronik des Marktes Giebelstadt publiziert mit Erinnerungen an den Bauernkrieg, an die Burgen und Schlösser. An die Schlacht vom 4. Juni 1525: " Etwa 5000 Bauern rückten von Würzburg Richtung Giebelstadt aus." (Volker Kleinfeld: Florian Geyer und der Bauernkrieg 1524. In: Chronik Markt Giebelstadt. Markt Giebelstadt (Hrsg.), Giebelstadt 2020 ), Seite 34. Allerdings ohne Quellenhinweis für diese Aussage. Seit einigen Jahren der schon erwähnte Kulturweg eingerichtet zwischen Sulzdorf, Ingolstadt und Giebelstadt, auf den Spuren der Geyer ("Weiss der Geyer"), der auch auf den letzten Kampf der Schlacht vom 4. Juni 1525 an der Wasserburgruine bei der Kauzenmühle eingeht mit einer dort aufgestellten Informationstafel. Vom Weg aus Geroldshausen her betrachtet auf der Höhe ein großes Kreuz mit Jesus das Schlachtfeld seit 1887. Errichtet zur beständigen Erinnerung an das Leiden und dem Kreuztode Jesu. Das scheint fast ein indirektes Mahnmal an die Schlacht vom 4. Juni 1525 mit dem erlittenen Leiden und dem Schlachtfeldtode vieler fränkischer Bauern und Bürger zu sein. Die Inschrift "Es ist vollbracht!" könnte allerdings eher eine Schlußfolgerung des Truchsesses nach der siegreichen Schlacht und dem Tode von Tausenden sein. Oder die des Würzburger Bischofs. Haben sich die Würzburger Bischöfe jemals für diese Missetaten an ihren Untertanen entschuldigt? Auf der Sulzdorfer Anhöhe wäre Gelegenheit, sich auf den Gauboden nieder zu knieen und dies zu tun. In Sulzdorf steht ein Bildstock mit Doppelbedeutung. Eine 1760 erstellte Pieta mit darauf aufgesetztem großen Kreuzträger, dieser tief hinab auf den Boden gesunken. Inschrift "Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt ist meiner nicht wert." Den großen, auf den Boden rutschenden Kreuzträger haben Königshofen und Sulzdorf gemeinsam als Orte der beiden Bauernkriegsschlachten vom 2. und 4. Juni 1525, die ja direkt in Verbindung miteinander stehen. In Königshofen vor der Kirche, beim Weg in Richtung des Turmberges. Geht von beiden eine versteckte Botschaft aus, an das große Leiden an beiden Orten, an das Hinabsinken auf den Boden von Tausenden Getöteten zu gemahnen? Die Bauern und Bürger haben ihr Kreuz auf sich genommen und wollten zur Veränderung schreiten, für sie kämpfen. Ihre Hoffnungen wurden auf den beiden Schlachtfeldern zunichte gemacht. Wo wurden sie nach der Schlacht begraben? Auf den offenen Feldern blieben sie kaum liegen. Die bäuerliche Landwirtschaft ging auch nach der verlorenen Schlacht weiter. Sulzdorf hat noch einen weiteren Bildstock mit möglicher subtiler Botschaft, Erinnerung. 1721 errichtet mit der Inschrift:"Sankt Michael! Starker Held. Kämpfer gegen Höllen-Welt." Kämpfer gegen das damalige Schlechte in der Welt hat es auf dem Sulzdorfer Schlachtfeld gebraucht. Vielleicht leistet es sich der Markt Giebelstadt, zu dem die Dörfer Sulzdorf und Ingolstadt gehören, am Schlachtfeld eine offenere Erinnerung an das Schlachtgeschehen vom 4. Juni 1525, an die berechtigten Forderungen der aufständischen Bauern und Bürger aufzustellen. Die 500jährige Wiederkehr dieses Datums wäre ein guter Anlass dazu.



Fotos vom Geländegang 2023 08 17


Anstieg über den Hohlweg von der Strasse nach Gaubüttelbrunn auf die Sulzdorfer Höhe, den Sulzdorfer Berg, den Höhenbereich der Erstellung einer Wagenburg, auf der früheren Geleitstrasse von Würzburg / Heidingsfeld über Bütthard nach Mergentheim. Heute nur noch als Höhenweg Richtung Geroldshausen erkennbar. 


Der ausgebaute, asphaltierte Hohlweg - früher Teil der Geleitstrasse Würzburg / Heidingsfeld - Bütthard - Mergentheim, linkerseits grüne Böschungsflächen, steigt an zum Sulzdorfer Berg.


Der Hohlweg, früher Teil der Geleitstrasse, steigt weiter an, oberhalb von Sulzdorf, linker Hand am Friedhof vorbei.


Der Hohlweg, hier eher Teil der ehemaligen Geleitstrasse Würzburg - Bütthard - Mergentheim, am Ende, da auf der Höhe angelangt.

Hier verlässt leider die heutige Wegeführung die frühere aus Bauernkriegszeiten 1525 vorhandene Geleitstrassenrichtung nach Lindflur / Albertshausen. Dank der bayerischen Flurbereinigung ein wichtiges Stück Heimatgeschichte konsequent entsorgt und aus der Landschaft getilgt. Hier muss man sich dennoch die Anordnung der Wagenburg denken. Hinten in der Bildmitte das Wäldchen, in das sich möglicherweise der Bauernhaufen zurückziehen wollte, wenn sich nicht der Truchsess mit seiner Reiterei da quergelegt hätte. Rechterseits Mitte die lineare Baum-Hecken-Struktur entlang des Wolfsgrundes mit Graben, die sich undurchdringlich in Richtung der Wasserburgruine im Tälchen hinzieht, und die Fluchtrichtung des organisierten Bauernresthaufens vorgab.

Noch ein Blick auf das entfernte Wäldchen Breitenlohe, als möglicher Fluchtort des Bauernhaufens.

Blick von der Höhe in den Talgrund zwischen Sulzdorf und Ingolstadt, am Wolfsgrund zieht die lineare Baum-Hecken Bepflanzug als Entweichenlinie des bäuerlich-bürgerlich-söldnerischen Resthaufens zur Kauzenmühle hin, damals noch Gelände der Wasserburgruine, die besseren Schutz für diesen Haufen bieten sollte.


Blick von der Höhe, linkerseits Ingolstadt, auf der rechten Seite oben / hinten Giebelstadt.



Auf der rechten Fotoseite der Beginn des Wolfgrundes etwas unterhalb der Höhenlage, der sich mit seiner Baum-Hecken-Linie bis in Richtung Kauzenmühle zieht, und dem den Kampfplatz wechselnden Resthaufen der Bauern-Bürger-Söldner beim Rückzug guten Rückenschutz gegenüber der bündischen Reiterei bot.


Jesus schaut bekreuzigt vom Weg aus oder nach Geroldshausen auf das Schlachtfeld in der Höhe. Hier kreuzte die von Moos nach Ingolstadt - Giebelstadt führende Weinstraße. Die Alte Straße von Albertshausen herkommend auf Sulzdorf zielend, verlief einige hundert Meter weiter östlich, ebenfalls die Weinstraße kreuzend. Die Leiden des Herrn sind die Leiden der Bauern und Bürger, die an diesem Tage für eine gerechte Sache sich einsetzend im Namen des Schwäbischen Bundes, des Würzburger Bischofs gewaltsam zu Tode niedergeschlagen wurden. Nach Fries (S. 324) wurde nach der Schlacht Sulzdorf, Giebelstadt und Bütthard verbrannt.

Der Wolfsgrund zieht mit seiner dicht geschlossenen Baum-Hecken-Linie von der Höhe in den Tälchenbereich zur Kautzenmühle


Im Talbereich der ehemaligen Wasserburg, direkt benachbart die Kautzenmühle

Informationstafel des Kulturweges zur ehemaligen Ingolstatter Wasserburg, dem Standort des letzten schweren Gefechtes am 4. Juni 1525 zwischen aufständischen Bauern und Bürgern und den adeligen Reitern des Bundes.

Lageplan auf der Informationstafel: Zuordnung der ehemaligen Wasserburg und der Kauzenmühle. Nebeneinander auf engem Raum. Wenn auch die Kauzenmühle erst nach dem Bauernkrieg erbaut wurde. Aber sie gibt räumliche Orientierung für die letzte Schlacht des 4. Junis 1525, einer erbittert geführten, die zeigte, dass sich die Bauern, Bürger, Söldner auf Seite der Aufständischen wehren konnten und keine feige flüchtenden Hasen waren, die vor dem bündischen Heer planlos davon rannten. Der Truchsess hatte allerdings das Glück, die fränkischen Mannschaften nicht auf einen Haufen anzutreffen, sondern jeweils Teilgruppen, und manche der wehrhaften Einheiten wie die der Rothenburger Landwehr zu spät zum Einsatz kamen und wieder nach Hause abzogen.


Zeichnung der letzten Schlacht des 4. Juni 1525: Erbitterter Kampf und Beschießung der Ingolstatter Wasserburgruine, in die sich einige Mannschaften des bäuerlich-bürgerlichen Bauernhaufens mit angeheuerten Landsknechten zurückgezogen hatten. 1525 im Besitz der adeligen Familien Thüngen, aufgrund des fränkischen Schlösserartikels während des Bauernkrieges bereits teilweise ein- bzw. abgerissen.




Darstellung der Schlacht vom 4.Juni 1525, Erstürmung und Verteidigung von Schloss Ingolstatt. Je ruinöser die Burg, um so heldenhafter die Verteidigung. Stich aus Dr. W. Zimmermann's Großer Deutscher Bauernkrieg. Illustrierte Volksausgabe. Herausgegeben von Wilhelm Blos. Illustriert von Victor Schwerk und W. E. Lau. Stuttgart 1891







1760 gedenkt man den Leiden, dem Sterben Jesus auf doppelte Weise, als Pieta, als Kreuzträger, der auf den Boden niedersinkt. Beides sich wiederholende Themen bei Bildstockerrichtungen. Dennoch eine klare Parallele der beiden Schlachtorte Königshofen und Sulzdorf, dass dort der Kreuzträger zentral im Ort aufgestellt wurde. Möglicherweise kein Zufall? Eine versteckte Erinnerung an die beiden Schlachten, die im Bewußtsein der Dorfbewohner blieben? Oder auch eine heimliche Erinnerung daran, dass Sulzdorf nach der Schlacht (sowie Giebelstadt und Bütthard) von den Bündischen zur Strafe verbrannt wurde?


Eher ein selteneres Motiv für einen Bildstock, eher ein Motiv für eine blattgoldene Kirchenstatue. Ein heldenhafter Kampf gegen das Schlechte in der Welt, gegen die böshaftigen Wesen. Da zwingt sich der Gedanke an die Schlacht über Sulzdorf, auf der Höhe, dem Sulzdorfer Berg nahezu auf. Auch hier ein Kampf der guten Sache, der evangelischen Reformation gegenüber den unchristlichen Zuständen. Keine offene Parallelität, aber eine hinzuzudenkende, eine auszulegende, eine versteckte Botschaft. Wie alle Bildstöcke, die an den Bauernkrieg erinnern. Sie müssen sich ein konventionelles Kleid zu legen, können keine offen eindeutige Erinnerung an den Bauernkrieg, an eine im Ort nicht vergessene Schlacht zeigen.



Literaturangabe


Markt Giebelstadt (Hrsg.): Chronik Markt Giebelstadt. Giebelstadt 2020












Die Kleine Steige bei Heidingsfeld in Richtung Rottenbauer 1546.

Würzburger Risse und Pläne. Staatsarchiv Würzburg I 492






Die Steige bei Heidingsfeld zum Gau hinauf - Versuch einer Bestimmung im Landschaftsbild


Betrachten wir nun Heidingsfeld genauer, konkret Wege, vor allem Straßen, die von Heidingsfeld aus auf die Höhen Richtung Gau, besonders Richtung Königshofen führen. Im Blick die sogenannten Steigen, also Strassen, die steil die Hänge hochführen, oft als Hohlen erkennbar, da die schweren Wagenladungen im Laufe der Jahre erheblich zur Erosion des Bodens beitragen. Das heißt, die Straße gräbt sich immer tiefer in den Grund hinein. Dabei verengt sich die Straße immer mehr, bis nur noch für eine Wagenbreite Platz ist. Was wiederum die Bodenerosion, die fortgeschrittene Vertiefung der Hohle verstärkt, da nur noch in derselben Wagenspur gefahren wird.

Zunächst der Rekurs auf die zeitgenössischen Information der Chronisten, späterer Chronisten, und ein Blick auf die erste Bauernkriegspublikationen des 19. Jahrhunderts.
Lorenz Fries, der fürstbischöflich-würzburgische Chronist, hat hier quasi ein Heimspiel, da Heidingsfeld direkt benachbart zu Würzburg am Main liegt. Von Fries haben wir zwei konkrete Aussagen zur Höhenbesteigung von Heidingsfeld aus in Richtung Königshofen:
"Hans von Konigshoven und Hans Doles bliben im sloss, aber Linhart Eivelstetter und Georg Wollenschlager stigen wider heraus, sassen uf ire pferde und ritten zum marschalk, zeigeten im ane, wie sie im sloss gehöret, das die bauren in der nacht vergangen von Wirtzburg uf Haydingsveld und gegen dem Tag die staig daselbst hinuf komen weren.

Als solchs der marschalk höret, dacht er woll, sie wolten dem bund entgegen ziehen, darum keret er mit seinen pferden umb und ritte den nechsten hinter sich wider zu dem haufen." (Fries Seite 320)

sowie

"Also erhuben sich die burgere und bauren zu Wirtzburg am Pfingsabend [Juni 3] nachmittag umb 9 höre gar haimlich; dan zum hochsten gepotten, das sich iederman still halten solte, damit sie sicher siehen, und die in der besatzung ires abzugs nit wisse entpfingen, kamen gein Haidingsveld. da bliben sie die nacht. am Pfingstag [Juni 4] frue vor tags brach uf der ganz hauf bauren, so vor da gelegen und desselbigen tags und nacht uf das beschehen auschreyben dahin komen, sampt denjenigen, so von Wirtzburg herausgezogen, ruckten den nechsten hinter Haidingsveld die staig hinaus uf Konigshoven zu, ire brudere daselbst zu retten ..."   (S. 323)

Zweimal wird also die Steige genannt, die nah bei bzw. hinter Heidingsfeld liegt. Allerdings wird zur Steige kein Eigenname der Steige ins Spiel gebracht, was eine genauere Identifizierung der Steige ermöglichen würde. Könnte der Bezeichnung als "die Steige" implizieren, dass es nur eine bestimmte Steige bei Heidingsfeld gibt? Wichtig ist zudem die Angabe "hinaus auf Königshofen zu". Das läßt sich interpretieren, daß der Bauernhaufen den nächsten, den kürzesten Straßenverlauf Richtung Königshofen einschlug. Eine direkte Straße nach Königshofen gab es nicht.

Martin Cronthal, der Schreiber und Chronist des Rates der Stadt Würzburg, bleibt bei seinem städtischen Blickradius und infolgedessen liefert er keine Details über Würzburg hinaus, läßt also den Heidingsfelder Abzug des Bauernhaufens beiseite und springt direkt in das Schlachtgeschehen.

Eine weitere zeitgenössische Aussage gibt es von Ambrosius Geyer, mit den würzburgischen Reitern im bündischen Heer am 3. Juni 1525 vor die bischöfliche Festung Unserfrauenberg gerückt. An den Bauern vorbei gelangten einige in die Festung und brachten die Botschaft über den Abzug des Bauernhaufens mit:

"Darnach wurde uns von dem schloß angzeigt, wie die bawrn in der nacht mit viel fänlein auf das gay zügen." (Ambrosius Geyer S. 742)

Bisher wenig bekannt ist ein Zeitzeuge, den Ulrich Wagner als "MS Heidenfeld" betitelt und dessen Text als deskriptive Beschreibung einschätzt statt aus Urkundendokumenten zu schöpfen und den er in dem Kreis der Verteidiger der Festung vermutet bzw. aus dem Bekanntenkreis.

"Am Pfingstag Nachmittag [4. Juni] kam einer gen Wirtzburg geritten, sagte bey grosser Wahrheit, wie ihre Brüder bey Königshoffen nicht geschlagen wären, sondern warteten auf Hülff. Also zogen sie wiederum gantz heimlich aus der Stadt, damit die auf dem Schloß ihres Abzugs nicht Wissenschafft haben sollten, auf Königshoffen zu. Als es nun der Bund innen ward, seynd sie aus Moß ihnen entgegen gezogen, und bey Sultzdorff angetroffen, stellten sich die Bauern in ein Ordnung, als wollten sie sich wehren." (MS Heidenfeld in: Ulrich Wagner: "Nun das Rad gieng und lief alleweil, kunntens nit halten." Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525, S. 755)

Leider auch im MS Heidenfeld nur die Richtung des bäuerlichen Haufens, auf Königshofen zu, keine nähere Auskunft zur Steige bei Heidingsfeld, die in Richtung Königshofen führt. Dafür ein wichtiges Detail mit der Angabe von Moos, einem Dorf neben Sulzdorf, durch einen kleinen Anhöhenrücken getrennt. Von Moos führte die Weinstraße auf die Anhöhe hinauf, oberhalb von Sulzdorf vorbei in Richtung Ingolstadt und Giebelstadt. Hier dürfte mit Bund die würzburgischen Reiter im bündischen Heer gemeint sein, die am Morgen des 4. Juni von ihrem Lager in Festungsnähe auf das Gau zogen, dem Bauernhaufen entgegen. Da hat sich den würzburgischen Reitern die Weinstraße direkt angeboten, die von Kleinrinderfeld nach Moos zieht. Das bestärkt auch die Angabe, daß sich die Bauern beim Treffen auf die würzburger Reiter in eine Wehrordnung stellten, also in eine Wagenburg. Auch von Moos herkommend in Richtung Sulzdorf bestätigt sich die Höhenangabe von Ambrosius Geyer, dass der Bauernhaufen auf einem Berg - einer kleinen Anhöhe also - sich in der Wagenburg positionierte.

Einen weiteren kaum bekannten Chronisten führt Ulrich Wagner mit Johann Reinhart an mit seiner Beschreibung der Bauernempörung, die handschriftlich in London vorliegt und bisher nur teilweise veröffentlicht ist. Auch hier nur ein Hinweis auf die Schlacht bei Ingolstadt und keine genauere Zugbeschreibung des Bauernhaufens aus Heidingsfeld auf die Gauhöhe Richtung Königshofen hinaus.

Der Fries kundige Würzburger Chronist Ignatio Gropp wiederholt über zweihundert Jahre später nur den Hinweis auf die Steige hinter Heidingsfeld:

"Am Pfingstag frühe vor Tags brach der gantz Hauff Bauern, so sich allda aus Wirtzburg und allenthalben aus der Landschafft auf Erfordern der Hauptleuth versammlet hätt, auf; zogen den nächsten die Staig hinter heydingsfeld hinauf auf Königshoffen. (Gropp Seite 131)"

H. W. Bensen erbringt 1840 eine deutlichere Geländeangabe zur Steige. Er bezeichnet sie als lang und als eine im Wald, also als lange Waldsteige:

"In der That war am heiligen Pfingsttag vor Tages-Anbruch ein Theil der um Heidingsfeld versammelten Heerhaufen die lange Waldsteige hinaufgerückt." (Bensen Seite 435)

Der Anstieg bzw. der Berg zur Warte, zum Galgen hin könnte nach den Karten zumindest teilweise bewaldet gewesen. Allerdings steigt auch die chaussierte Steige, die sogenannte Giebelstädter Steige, in Bewaldungsnähe hinauf. Lang ist sie zudem, aber zur Zeit des Bauernkrieges noch nicht gebaut. Insofern ist Bensens Angabe noch keine genaue Bestimmung, welche Steige der Bauernhaufen zum Aufstieg auf die Gauhöhe genutzt hat.

Wilhelm Zimmermann nimmt die Waldsteigeeinschätzung Bensens auf, und variert diese, und gibt auch eine Richtungsangabe der Straße mit Röttingen an:

"Es war die höchste, es war die äußerste Zeit, daß der Kühnste Heerführer der Franken, daß Florian Geyer mit dem grauenden Morgen daher jagte, und ehe die Sonne des Pfingsfestes heraufstieg, stiegen Gregors entschlossene Männer, eine Anzahl Fähnlein des Heeres, darunter die der Würzburger und der Kitzinger Bürgerschaft unter Jakob Köhl und die Trümmer der schwarzen Schaar unter Florian Geyer den Wald über Heidingsfeld hinauf, die Straße nach Röttingen zu.
Die im Schloß theilten den Boten den Zug des schwarzen Haufens die Waldsteige hinauf mit, sie stiegen hinaus, und meldeten es dem bischöflichen Marschall, und der jagte mit der wichtigen Kunde davon." (Dr. W. Zimmermann's Großer Deutscher Bauernkrieg. Herausgegeben von Wilhelm Blos. Stuttgart 1891, S. 726)

Woher kommt die Angabe, dass der Bauernhaufen die Straße nach Röttingen einschlug? In den Beschreibungen der Zeitzeugen ist diese nicht zu finden. Im Verzeichnis der Geleitstraßen in der Zeit von Bischof Julius Echter wird eine Geleitstraße nach Röttingen aufgeführt. Möglich dass Zimmernann diese handschriftliche Akte gelesen hat und daraus seinen Schluss zog. Eventuell auch durch Studium von Karten. Möglicherweise auch durch Oechsle beeinflusst, der sich zum Höhenaufstieg des Bauernhaufens nicht äußerst, aber das Zusammentreffen von Bauernhaufen und bündischen Heer zwischen Sulzdorf und Ingolstadt verortet. Das könnte zum Schluß führen, dass das Zusammentreffen auf der Straße bzw. Weg zwischen Ingolstadt und Sulzdorf stattfand und der Bauernhaufen deshalb Giebelstadt auf seinem Marsch nach Königshofen tangiert hatte. Die Straßen von Giebelstadt aus führen in Richtung Röttingen, Aub, Rothenburg. Auch aus dieser Überlegung der topographischen Straßenverhältnisse könnte Zimmermann den Hinweis auf Röttingen erwählt haben.

Die Literaturangaben zu Altstraßen auf Heidingsfelder Gemarkung sind sehr spärlich. Im 2005 veröffentlichen Buch zur Heidingsfelder Stadtchronik "Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld" (Rainer Leng (Hrsg.)) schreibt Karl Borchardt: " Zwei Altstraßen kreuzten sich in Heidingsfeld. Die eine lief auf dem linken Mainufer unterhalb der Burg Marienburg nach Ochsenfurt. Die andere querte von der rechtsmainischen Stadt Würzburg ausgehend bei der Heidingsfelder Fahr den Main und führte die Rottenbauerer Steige, die später auch Rothenburger Steige hieß, hinauf gen Süden." (Seite 65 / 66) Borchardt nennt also gleich zwei Namen von Steigen, die auf den Gau hinauf führen: Die Rottenbauerer Steige, also eine Steige die in das Heidingsfeld nahe Dorf Rottenbauer auf der Gauhöhe führt, mit der späteren Umbennung auf Rothenburger Steige, die insofern eine Fernstraße wäre, wenn sie in Richtung der Reichsstadt Rothenburg führen würde. Allerdings liegt Rottenbauer auf einen ersten Blick nicht unbedingt auf einem kürzesten Weg in Richtung Königshofen. Ein Straße nach Rothenburg zielt auf der Gauhöhe allerdings immer in Richtung Giebelstadt und mit Giebelstadt haben wir Nähe zu den beiden Schlachtorten Ingolstadt und Sulzdorf.

Ein Beitrag von Barbara Hahn: Das Städtle Heidingsfeld". In: Atlas Würzburg. Vielfalt und Wandel der Stadt im Kartenbild, 2016, Seite 126 bestätigt zwei Altstraßen bei Heidingsfeld: "In Heidingsfeld kreuzten sich zwei Wege,die bis heute den Grundriss des Ortes prägen. Eine Straße verlief entlang des linken Mainufers von Würzburg nach Winterhausen und Ochsenfurt, und eine andere führte von der rechtsmainischen Seite über die Heidingsfelder Furt zur Rottenbauerer Steige." Auch hier die Benennung der Rottenbauerer Steige.

Von Gesa Fellner erfahren wir im Beitrag "Die spätmittelalterliche Stadtbefestigung von Heidingsfeld - Ein Herz mit zwei Kammern, das bis heute schlägt" weitere Informationen zu den Heidingsfelder Handelsstraßen: "Die eine Handelsstraße führte von Würzburgs linksmainischen Brückenkopf von Nordwesten nach Heidingsfeld, durch das Nikolaustor über die heutige Wenzel- und Klosterstraße zum Obertor und weiter gen Osten nach Ochsenfurt. Die andere Handelsstraße war der Hauptweg von der Würzburger Altstadt über die Sanderau bis zum Fähranleger am rechten Flussufer gegenüber der Heidingsfelder Altstadt. Von dort aus erreichte man die Stadt über die Furt oder per Fähre, hier durch das Nikolaustor über die Wenzelstraße und den heutigen Rathausplatz in die Klingenstraße zum Klingentor im Südwesten der Stadt und weiter ins Tal des Heigelsbachs nach Rothenburg ob der Tauber." (Seite 72/73 in: Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Heidingsfeld. Ein "Trittstein" der "Goldenen Straße" von Nürnberg nach Frankfurt, Würzburg 2017. Eine Karte auf einer Tafel klärt rudimentär über den Verlauf der "Goldenen Straße" bei Heidingsfeld auf. Von Heidingsfeld ohne Würzburg zu tangieren in Richtung Wertheim. Vermutlich über Kist. Der Heriedenweg wurde früher als Heriedenstraße bezeichnet und läuft durch den Guttenberger Wald auf Kist zu (teilweise von der Autobahn überlager), siehe auch " Veranlassung zur Errichtung des steinernen Kreuzes außerhalb der Durchfahrt an der Heridenstraße nach einer Beschreibung vom Jahre 1565". Wichtig für eine Steige auf die Höhe ist hier die Angabe neben Rothenburg, dass die Straße durch das Tal des Heigelsbaches führte. Also ein eher sanfterer stetiger Anstieg in Richtung des Ortes Rottenbauer, während eine Steige im mittelalterlichen Sinne knackig sich den steilsten Anstieg auf die Höhe hoch sucht und findet und eine kräftige, tiefe Hohle ausbildet. Von Rottenbauer aus zieht sich die Wegführung an Fuchsstadt vorbau auf Giebelstadt zu. Also eher ausholend wegführend von einem kurzen Weg Richtung Königshofen. Allerdings aufgrund der geringeren Steigungsgrade geeigneter für einen Antransport der Geschütze und Reißwagen, die der Bauernhaufen bei seinem Zug Richtung Königshofen mit sich führte. Im sommerlichen Juni dürfte auch ein Weg, der sich im Tal hinzieht, gut befahrbar sein.

Von H. Jäger und K. Scherzer gibt es eine 1961 veröffentliche Karte zu Siedlung und Wald südwestlich Würzburg 1400 - 1950 mit Eintragung von mittelalterlich-frühneuzeitlichen Heer- und Handelsstraße. H. Jäger und K. Scherzer legen ihren Arbeitsschwerpunkt auf den Guttenberger Wald, Heidingsfeld ist damit am Rande ihres Interesses. Einzig die alte Straße über die Hohe Steige, die Höhe parallel zur Giebelstädter Steige (Chausseeneubau Anfangs des 19. Jahrhunderts) erklimmend, dann eine Strecke mit der Chaussee Richtung Giebelstadt - Mergentheim übereinstimmend, verläßt dann diese Übereinstimmung um Richtung Lindflur zu ziehen (auf der Höhe Ende Reichenberg). Leider beendet eine große Legende die für unsere Diskussion sehr interessante Weitereinzeichnung dieser alten Straße auf der Jäger / Scherzer Karte. Jäger / Scherzer qualifizieren also diese Trasse eindeutig als mittelalterlich-frühzeitliche Heer- und Handelsstraße. In den Beitragen zur Heidingsfelder Stadtgeschichte wirde aber diese Straße überhaupt nicht erwähnt? Sondern nur die Rottenbauerer Steige / Rothenburger Steige bzw. eine Straße durch das Tal des Heigelsbachs nach Rothenburg.


In der Heidingsfelder Stadtgeschichte geht Karl Borchardt nur kurz komprimiert auf die Bauernkriegsereignisse in Heidingsfeld ein. Er läßt den Bauernhaufen die Heidingsfelder Steige hinauf ziehen. Was läßt sich als Heidingsfelder Steige definieren? Die Hohe Steige, die Rottenbauerer Steige / Rothenburger Steige? Die Giebelstädter Steige? Die Henker Steige (Haengersweg, Haengersbaum)? In der Bauernkriegsliteratur wird eher an die Straße über Giebelstadt gedacht, also die Straße Richtung Rothenburg bzw. Röttingen / Aub. Infolgedessen wäre der Bauernhaufen von Giebelstadt über Ingolstadt nach Sulzdorf gezogen. Eine Straße von Heidingsfeld - Lindflur - Albertshausen - Sulzdorf wurde bisher nicht genannt, nicht beachtet, obwohl in der Urkasterkarte entlang dieser Strecke sehr viele Gewannnamen wie Strassenäcker, links der Strasse usw. genannt werden. Wir erfahren also in der neueren Heidingsfelder Literatur nichts von einer Geleitstraße nach Mergentheim. Auch keine Andeutungen, wie die im Urkataster offensichtliche Straße Lindflur - Sulzdorf ansonsten hätte heißen können. Nur der Jäger / Scherzer Karte verdanken wir eine Übereinstimmung als alte Straße. Hier besteht also noch einiger Klärungsbedarf, eine Fehlstelle.

Von einer aus Rottenbauer Stammenden ist im Bezug auf das lokalhistorische Wissen ihres Vaters zu erfahren, dass eine Steige über den Vogelhof, am Heuchelhof vorbei nach Rottenbauer führte. Wenn der Weg im Rottenbauerer Grund (im Heigelsbacher Tal) gut befahrbar war, nutzte man diesen wegen der geringeren Steigung. War dieser Weg im Grund feucht, schlammig, schmierig, dann ging es über die Heidingsfelder Steige, also die, die von Heidingsfeld aus über Vogelhof und Heuchelhof nach Rottenbauer führte. Die aus Rottenbauer nannten diese Steige Heidingsfelder Steige, die aus Heidingsfeld die Rottenbauerer Steige. Wer von A nach B ging oder fuhr, nannte die Straße, den Weg die B-Straße, we von B nach A ging oder fuhr, benannte die Straße, den Weg A-Straße. Entsprechend dieser Logik von Ausgangspunkt und Zielpunkt folgt die Benennung der Steige entweder als Rottenbauerer Steige oder Heidingsfelder Steige. In einer Zeitungsannouce aus dem 19. Jahrhundert ist eine Meldung eines Giebelstädters zu lesen, dass er an der Heidingsfelder Steige eine Tabakpfeife gefunden hätte. Möglich, dass der Giebelstädter über Rottenbauer nach Heidingsfeld fuhr oder ging, und deshalb die Rottenbauerer Steige Heidingsfelder Steige nannte. War er allerdings auf der Chaussee von Heidingsfeld - Giebelstadt - Mergentheim unterwegs und fand dort an der Steige die Tabakspfeife, die aus Heidingsfelder Sicht Giebelstädter Steige heißt, so könnte diese für ihn in seinem Verständnis die Heidingsfelder Steige gewesen. Mit der Bestimmung der Steigen von Heidingsfeld aus auf die Gauhöhe hoch ist es also nicht sehr leicht, insbesondere nicht im Bezug auf die Namensgebung und schon gar nicht in der Rekonstruktion auf 1525, auf den Abmarsch des Bauernhaufens in Richtung Königshofen über eine Steige bei Heidingsfeld. Möglicherweise zog der Bauernhaufen auf mehreren der Steigen hoch auf die Gauhöhe, um die Verlangsamungsstelle einer engen steilen Steige mit schweren Anforderungen an die Fußgänger, zu verteilen, zu minimieren? Geschütze und Reißwagen, da mit Zugtieren ausgestattet, die schneller als Personen zu Fuß unterwegs waren, den zwar weiteren aber bequem ansteigenden Weg durch das Heigelbachtal, dem Rottenbauerer Grund nutzen zu lassen, während die Fußtruppe den kürzeren Steigenweg nahm und der Bauernhaufen vereinigte sich wieder oben auf der Gauhöhe? Zwar nicht belegt, aber denkbar. Es darf in der Altstraßenforschung spekuliert werden, es muß spekuliert werden, da große Lücken in der Beweisführung vorhanden. Die heutige Großbebauung des Heuchelhofes verdeckt allerdings die Spuren der alten Heidingsfelder - Rottenbauerer Steige. Den Weg im Grund des Heigelbaches nimmt die Kreisstraße WÜ14 ein.

Nach den Zeitzeugen, Zeitgenossen, den Chronisten, den Bauernkriegsforschern der ersten Stunde, nach den Autoren zur Heidingsfelder Stadtgeschichte und lokalen Expertinnen nochmals ein nun vertiefter Blick auf die vorhandenen Kartenwerke. Die Katasterkarte, die Einträge bis 1860 erfasst zeigt in Richtung auf die Höhe mit der Warte die chaussierte Straße nach Mergentheim an mit der Giebelstädter Steige. Zweigeteilte Grundstücke mit derselben Grundstücksnummer verdeutlichen, dass die neu erbaute Chaussee auf keine ursprüngliche Strassen- oder Wegeführung zurückgreift, sondern die Trasse neu geplant und errichtet wurde. Sie spielte deswegen 1525 keine Rolle, kann nicht eine der Steigen für den Bauernhaufen gewesen sein. Die Katasterkarte zeigt rechts von der Chaussee den Gewannnamen "Die hohe Steige". Einige hundert Meter rechts von der Chaussee ist noch eine Wegführung erkennbar, die in der Linienführung zur Warte zielt in Richtung Verlängerung auf Lindflur. Allerdings ist die Wegführung schon an einigen Stellen unterbrochen. Bei der Erstellung der Katasterkarte hat dieser Weg, diese Steige schon an früherer Bedeutung und Nutzung verloren. Mit der Chausseefertigstellung verlagerte sich der gesamte Verkehr auf diese. Die Nutzung der alten Strasse ließ also nach, damit auch ihre Pflege. Begleitvegetation wie Hecken, Bäume wuchsen nun in den Straßenverlauf hinein, vielleicht grub man an einigen Stellen Flächen von der alten Straßen für andere Nutzungen ab. Alte Straßen verlieren schnell bei Nichtnutzung ihren früheren Charakter und verschwinden in ihrer deutlichen Erkennbarkeit, gehen auch im Bewußtsein der Leute, der Bewohner verloren. Ebenfalls hoch Richtung Warte steigt der Haengersweg, also der Henkersweg, der genauer bestimmt auf den Galgenbaum, auf den Galgen zielt. Schaut man auf eine Relief-, eine Profilkarte zeigt sich eine deutliche durchgängige Hohlenbildung des Henkersweges. Der Haengersweg wurde also viel genutzt, mehr als nur den Transport von Delinquenten zum Galgen und von Besuchern der Gerichtsausübungen, hat Spuren am Hang hinterlassen. Wie die Steige des Weges genannt wurde ist an der Katasterkarte nicht verzeichnet. Heute ist dieser Haengersweg auf der Höhenfläche von einem Gelände eines Golfsclubs überlagert, unterbrochen. Wir haben also zwei historische Wege mit Steigen in Richtung der Warte bzw. des Galgens. Beide zeigen in der Fortsetzung in Richtung Lindflur, also in der noch weiteren Verlängerung Richtung Sulzdorf - Bütthard. Auf einer sogenannten Positionskarte von ca. 1860, einer Karte mit topographischen Einzeichnungen sind die beiden Strassen bzw. Wege noch gut erkennbar. Auf heutigen Karte ist zwischen der Chaussee mit der Giebelstädter Steige und der benachbarten "Hohen Steige" ein weiterer Weg erkennbar, ohne Hohlenausformung, dafür mit Abgrabungen, Böschungsaufschüttungen. Ein moderner Weg also, der nun den Straßennamen "Hohe Steige" übernommen hat, aber zwangsläufig 1525 noch nicht vorhanden war. Die Steigen bei und hinter Heidingsfeld zwingen zum genauen Hinschauen, zur historischen Betrachtung und Rekonstruktion. Der letzte Blick soll der Karte "Franckenlandtt" von Frhr. M. v. Eitzing: Itinerarium orbis Christiani. 1578/79 gelten. Auf dieser ist die Geleitstraße Würzburg - Heidingsfeld - Bütthard - Mergentheim eingetragen. Welche Steige bei Heidingsfeld für diese Geleitstraße genutzt wird, läßt sich auf dieser rudimentären Karte nicht erkennen. Die Geleitstraße von Heidingsfeld in den Süden, nach Röttigen / Aub / Rothenburg fehlt auf der Karte. Von Bütthard aus macht die Geleitstraße Würzburg - Mergentheim einen merkwürdigen Rechtsschwenk, das aber auch weil Heidingsfeld tiefer liegend als tatsächlich auf der Karte verzeichnet wurde. Und Maßstäblichkeit der Lage und Entfernungen ist bei diesen Karten nicht vorhanden. 

Eindeutig bestimmbar ist also nicht, welche Strasse, welchen Weg, welche Steige, welche Steigen der Bauernhaufen von Heidingsfeld aus genommen hat. Es gibt zwei Möglichkeiten: die Straße über Giebelstadt, von dort aus über Ingolstadt Richtung Sulzdorf. Eine längere Strecke als die Variante Steigennutzung der Hohen Steige, Warte / Galgen, an Lindflur vorbei, Albertshausen vorbei, die bisher nicht exakt benennbare Straße auf Sulzdorf zu, mit einem kürzeren Streckenverlauf. Die vermutlich die Geleitstraße über Bütthard nach Mergentheim ist. Zur genaueren Bestimmung wären Aktenfunde, Planskizzen im Staatsarchiv Würzburg notwendig, die Durchforschung von Landschiederbüchern, Zins- und Schatzungsbücher von Lindflur, Albertshausen, Ingolstadt und Sulzdorf, ob sich dort in den Eintragungen Hinweise auf eine Geleitstraße, alte Strasse finden.



Literaturangaben

H. W. Bensen, Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken, 1840

Karl Borchardt: Heidingsfeld im Mittelalter von der Würzburger Markbeschreibung bis um 1500: In: Rainer Leng (Hrsg.): Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Regensburg 2005

Karl Borchardt: Vom Beginn der Neuzeit bis 1650. In: Rainer Leng (Hrsg.): Die Geschichte der Stadt Heidingsfeld. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Regensburg 2005

Martin Cronthal: Die Stadt Würzburg im Bauernkrieg, 1887

Gesa Fellner: Die spätmittelalterliche Stadtbefestigung von Heidingsfeld - Ein Herz mit zwei Kammern, das bis heute schlägt. In: Stadtarchiv Würzburg (Hrsg.): Heidingsfeld. Ein "Trittstein" der "Goldenen Straße" von Nürnberg nach Frankfurt, Würzburg 2017.

Lorenz Fries: Die Geschichte des Bauern-Krieges in Ostfranken

Ambrosius Geyer: Handlung des Bunds wider die Bauern. In: Franz Ludwig Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben.

Ignatio Gropp: Wirtzburger Chronik, 1748

Barbara Hahn: Das Städtle Heidingsfeld". In: Atlas Würzburg. Vielfalt und Wandel der Stadt im Kartenbild, 2016,

H. Jäger und K. Scherzer: Karte zu Siedlung und Wald südwestlich Würzburg 1400 - 1950 mit Eintragung von mittelalterlich-frühneuzeitlichen Heer- und Handelsstraßen. 1961

MS Heidenfeld in: Ulrich Wagner: "Nun das Rad gieng und lief alleweil, kunntens nit halten." Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525. In: Karl Hillenbrand und Wolfgang Weiß (Hrsg.): Reichtum des Glaubens. Festgabe für Bischof Friedhelm Hofmann zum 70. Geburtstag. Würzburger Diözesangeschichtsblätte 74. Band, Würzburg 2012

Ferdinand Friedrich Oechsle: Beiträge zur Geschichte des Bauernkrieges in den schwäbisch-fränkischen Grenzlanden. Heilbronn 1830

Johann Reinhart in: Ulrich Wagner: "Nun das Rad gieng und lief alleweil, kunntens nit halten." Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525. In: Karl Hillenbrand und Wolfgang Weiß (Hrsg.): Reichtum des Glaubens. Festgabe für Bischof Friedhelm Hofmann zum 70. Geburtstag. Würzburger Diözesangeschichtsblätte 74. Band, Würzburg 2012

Veranlassung zur Errichtung des steinernen Kreuzes außerhalb der Durchfahrt an der Heriedenstraße nach einer Beschreibung vom Jahre 1565

Wilhelm Zimmermann, der große deutsche Bauernkrieg, verschiedene Auflagen
Dr. W. Zimmermann's Großer Deutscher Bauernkrieg. Illustrierte Volksausgabe. Herausgegeben von Wilhelm Blos. Illustriert von Victor Schwerk und W. E. Lau. Stuttgart 1891




November 2023








Allersheim

Julius Berberich erweiterte in seiner "Geschichte der Stadt Tauberbischofsheim und des Amtsbezirks" 1895, Seite 396 das Schlachtfeld zwischen Sulzdorf und Ingolstadt um das Dorf Allersheim, den beiden Orten benachbart. Ein Vorortbesuch in Allersheim ergibt den Hinweis eines Landwirtes, dass flüchtige Bauern bis Allersheim kamen, dort von bündischen Reitern getötet wurden. Hinter der Kirche gibt es ein freies Feld, den Blutacker, hier starben die Bauern bzw. wurden dort begraben, bis heute aus Pietät von Bebauung frei gehalten, der an den 4. Juni 1525 erinnert. Ein wichtiges lokales Gedächtnis an den Bauernkrieg, wenn auch bisher darüber hinaus nicht bekannt. Deshalb soll an den Blutacker erinnert werden, ihm sein historischer Platz eingeräumt werden, auch wenn es möglicherweise keine historische Sicherheit darüber gibt. Wichtig ist die lokale Erinnerungsfähigkeit daran. Bei einer Recherche über Literatur über Allersheim stößt man auf "Johann Burger, Peter Högler: Allersheim im Wandel der Zeit – wie es früher war, wie es heute ist. Allersheim 1990". Als Buch nicht vorhanden, aber als schreibmaschinenschriftliches Dokument in der Würzburger Unibibliothek vorliegend. Johann Burger ist der Autor, Peter Högler, damals Heimatpfleger, hat die Erinnerungen von Burger festgehalten. Schon auf Seite 3 gibt er wichtige Hinweise zur Verbindung von Sulzdorf nach Gützingen. Der Weg von Sulzdorf nach Gützingen war ein bis zu 2 m tiefer Hohlweg. Dieser Weg wurde früher auch Heerweg genannt. Am Weg standen 3 Bildstöcke aus dem 1. Teil des 16. Jhd., 2 davon trugen das Motiv Pflug und Schwert. Der Weg von Sulzdorf nach Gützingen zielt nach Bütthard. Das entspricht der alten Geleitstraße. Die Geleitstraße wird bei Burger Heerweg genannt. Damit ergibt sich aus dieser Aussage ein klarer Hinweis für eine überörtliche Verbindung, für eine Geleitstraße, auch Heerstraße genannt. Hohlwegausbildung und die Anzahl der Bildstöcke sprechen für die Bedeutung der Geleitstraße. Alter und Motive der Bildstöcke könnten auf den Bauernkrieg hinweisen. Allerdings sind diese Bildstöcke heute nicht mehr vorhanden. Allersheim liefert also mit Blutacker und Heerweg zwei wichtige Hinweise auf die Ereignisse vom 4. Juni 1525. Auf dem Heerweg nach Gützingen, Bütthard wäre der Bauernhaufen weiter Richtung Königshofen marschiert, wenn die bündische Reiterei nicht auf der Höhe über Sulzdorf auf ihn gestoßen werden. Lokale Expertise bringt also auch heute noch wichtige Erkenntnisse zum Bauernkrieg 1525. Es lohnt sich also, auch heute noch vorort lokales Wissen abzufragen, lokale Experten anzusprechen.


November 2023








Die Schlacht vom 4. Juni 1525 unter lokalem Wissen betrachtet
- Versuch einer weiteren Schlachtdeutung

Der Allersheimer Vorort Besuch erwies sich noch weiter fruchtbar in der vertieften Erörterung der Ereignisse des 4. Juni 1525 zwischen Sulzdorf und Ingolstadt, die auch die näheren benachbarten Orte wie Allersheim, Giebelstadt, Essfeld usw. berührte. Entweder indem flüchtige Bauern und Bürger auf deren Gemarkung niedergestochen wurden oder in den dem Schlachttag nachfolgenden Bestrafungs- und Brandschatzungsaktionen Dörfer verbrannt bzw. gebrandschatzt wurden.

Ein Blick in die in den 1990er erschienenen Allersheimer Chronik ergab einen wichtigen Hinweis auf einen weiteren Blutacker, der zwischen Ingolstadt und Giebelstadt liegt:
"Bei Ingolstadt wurden die Bauern unter den bischöflichen Truppen blutig zusammengeschlagen. Es gibt zwischen Ingolstadt und Giebelstadt heute noch den Acker mit dem Namen Blutacker. Auch in Allersheim dürften viele Bauern umgebracht und beerdigt worden sein."
(Ludwig Engert: Chronik der Marktgemeinde Allersheim. Würzburg 1993)

Eine gezielte Nachfrage beim Allersheimer Landwirt ergab den erstaunlichen Hinweis, dass es zwei Blutacker gibt. Einen bei der Allersheimer Kirche und einen am Fuße der Anhöhe zwischen Kauzenmühle und Ingolstadt. Hier soll auch die Wagenburg des Bauernhaufens gewesen sein. Dies soll auch bekanntes lokales Wissen sein, kennen also die Ortsansässigen, die sich mit dem Bauernkrieg beschäftigen. Läßt sich dieses Wissen der lokalen Experten genauer verifizieren? Findet sich dieses in der jüngsten Heimatgeschichte dieser Orte wieder?

Blicken wir zunächst weiter interessiert in lokale heimatkundlich geprägte Literatur. Seit 2020 liegt eine breiter angelegte Chronik der Marktgemeinde Giebelstadt vor, die auch die wichtigen geschichtlichen Ereignisse und Orte der zur Marktgemeinde Giebelstadt gehörenden Dörfer behandelt, also auch Ingolstadt und Sulzdorf. Und zudem in einem besonderen Aufsatz auf den Bauernkrieg eingeht.

Wir erfahren hier, dass der Bauernhaufen von Würzburg in Richtung Giebelstadt ausrückte: "Etwa 5000 Bauern rückten von Würzburg Richtung Giebelstadt aus. Als des Truchsess Reiterei auftauchte, wurden die Bauern wie die Hasen gejagt und niedergemacht. Bütthard, Giebelstadt und Sulzdorf gingen in Flammen auf."
(Volker Kleinfeld: Florian Geyer und der Bauernkrieg 1525. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020. Seite 34 / 35)

Aus der Heidingsfelder Steigendiskussion wissen wir ebenfalls von lokalen Expertinnen, dass der Anstieg von Heidingsfeld aus am bequemsten über den Vogelhof, am Heuchelhof vorbei nach Rottenbauer führte. Also der Weg im Rottenbauerer Grund (im Heigelsbacher Tal) auf die Höhe. Von Rottenbauer aus weiter nach Giebelstadt. Dieser Weg bzw. diese Straße wäre zwar länger nach Königshofen gewesen, aber sicherlich aufgrund geringerem Steigungsgrad schneller überwindbar. Wenn man diesen speziellen Vorteil genutzt hat von Seiten des Bauernhaufens, dann rückte man auch tatsächlich in Richtung Giebelstadt aus. Bog dann allerdings im Normalfall vor Giebelstadt, bei Ingolstadt in Richtung Sulzdorf ab. Der Grund zwischen Ingolstadt und Sulzdorf, ein kleines Tälchen, ist wasserreich. Was auch die frühere Wasserburg zwischen Ingolstadt und Sulzdorf unterstreicht. Die von sumpfigen Gräben voll mit Wasser umgeben war. Zudem auch später erbaut der Standort der Kauzenmühle wurde. Könnte der Bauernhaufen mit seinen vielen Reißwagen, Geschützen und die sie ziehenden Pferde in dem Talgrund bei der Anhöhe eine Pause zur Erfrischung eingelegt haben? Der Weg nach Königshofen war lang, praktisch ein Tagesmarsch. Da mußten Pausen eingeplant, eingelegt werden. Das frische Tälchen mit viel Wasser an Bächen und Gräben und Baumschatten lädt dazu ein. Auch die Zugtiere mußten versorgt werden. Die Gegebenheiten für eine Pause waren hier günstig, besser als an anderen Teilen der Strecke. Dies dürfte man sich von Seiten der Bauernhauptleute nicht entgehen lassen, wenn die Wegstrecke über Rottenbauer  in Richtung Giebelstadt genommen wurde.

Von Ambrosius Geyer wissen wir mit einer geographisch genauen Angabe, dass der Bauernhaufen seine Wagenburg auf einem Berg, also auf dem Gau eine kleinere Anhöhe von 20 - 40 m über einem Talgrund, aufbaute bei der Annäherung durch bündische Reiter. Dieser geographischen Fixierung entspricht die kleine Anhöhe im Talgrund entlang des von Ingolstadt kommenden Katzenbaches. Ein Weg auf Höhe der Wasserburg führt zudem auf die geringe Anhöhe hinauf und erreicht dann Giebelstadt. Die Bauernhaufen haben bei den Schlachten 1525 immer versucht topographisch günstige Positionen einzunehmen, um Reiterangriffsstellen auf den Haufen zu minimieren. Die kleine Anhöhe könnte wahrnembare Vorteile bei einer schnell durchzuführenden Wagenburgbildung bieten. Die Anhöhe endet bei der Wasserburg (bzw. heute Kauzenmühle). Auch auf die andere Seite hin fällt die Anhöhe ab. Also hier bei der Wasserburg / Kauzenmühle auf drei Seiten. Was das Anreiten von Pferden auf die Stellung zudem erschweren würde. Zwischen Ingolstadt und Sulzdorf entsprechen nur zwei Anhöhen dem topographisch entscheidenden Berghinweis von Ambrosius Geyers. Der Sulzdorfer Berg in Richtung Moos - Geroldshausen - Albertshausen, und die kleinere Anhöhe entlang des Katzenbaches. Wurde hier die Wagenburg aufgebaut? In direkter Nähe der Wasserburg, die damals nur noch eine Ruine war. Warum wurde dann nicht direkt eine Position in der Wasserburg eingenommen? Die hatte sicherlich keinen Platz für die vieltausenden Bauern und Bürger, die bewaffnet waren, keinen Platz für die Wagen und Zugtiere. Ein Blick auf Google Maps zeigt eine Position für die Schlacht auf der Anhöhe an: "Schlachtfeld an der Kauzenmühle im Bauernkrieg 1525" mit den Koordinaten 49.65598574151807, 9.92281349609331 Leider fehlt dem Google Maps Eintrag eine genauere Begründung für diese Position. Die Bäche und Gräben im Grund erschweren zudem der bündischen Reiterei die Angriffsversuche. Von Ingolstadt aus führt nach der Katasterkarte ein Weg am Fuße der Anhöhe zur Wasserburg und von dieser nach Sulzdorf. Schlossweg genannt, in Richtung Sulzdorf gibt es das Gewann Schlosswegäcker. Insofern könnte der Bauernhaufen diesen Talgrundweg genutzt haben, wenn er von Heidingsfeld in Richtung Giebelstadt ausrückte. Es gab auch einen Vincialweg zwischen Ingolstadt und Sulzdorf rechts des Katzenbaches. Aber nach der Katasterkarte keinen Verbindungsweg abgehend zur Wasserburg. Spricht für die Nutzung des Schlossweges durch den Bauernhaufen, wenn die Wagenburg nach dem lokalen Wissen in der Nähe des Blutackers, bei der Anhöhe gebildet wurde. Wäre der Vincialweg genommen worden, wäre eine Überbrückung der Gräben und des Baches notwendig gewesen. Da es früher eher wenig Brücken gab, spricht das dagegen. Allerdings könne auch eine furtartige Überquerung von Bach- und Grabenläufen möglich gewesen sein. Heute sehen wir eher begradigte Gräben, nicht mehr das frühere Landschaftsbild. Läßt sich die geographische Angabe von Ambrosius Geyer der Wagenburgbildung auf einem Berg auch so interpretieren, dass die Wagenburg auf der Hangseite der Anhöhe errichtet wurde? Teilweise also im Talgrund stand? Wir können davon ausgehen, dass die Wagenburgformierung trotz aller notwendigen Kürze alle topographischen Vorteile zu nutzen versuchte. Zumal beim ersten Zusammentreffen mit bündischen Reitern, also den den würzburgischen Reitern, die am 3. Juni 1525 in die Nähe der Schloßfestung über Würzburg gerückt waren, dort vom geplanten Marsch des Bauernhaufens nach Königshofen erfahren hatten und nun am 4. Juni über die Weinstraße, und damit über Moos kommend auf der Suche nach dem Bauernhaufen war, diese nur ca. 250 - 300 Pferde und Reiter umfaßte und nicht für einen Gesamtangriff auf die Wagenburg geeignet war. Diese Reiterschar mit Ambrosius Geyer alarmierte zunächst die Hauptmacht der bündischen Reiterei. Verblieb bis zu deren Anritt in direkter Wartebereitschaft. Der Bauernhaufen hatte also etwas Zeit, die Wagenburg strategisch und topographisch günstig zu positionieren. Wenn auch das Gelände genommen werden mußte, das vorhanden war. Ein Entweichen in Richtung Gutenberger Wald bzw. in das Gehölz Breitenloh wäre allerdings dem Bauernhaufen in einer Position im Talgrund zwischen Ingolstadt und Sulzdorf kaum noch möglich gewesen. Das widerspricht sich einigermaßen mit den Aussagen des Schreibers des Truchsesses. Zudem waren schon allein die ca. 300 Würzburgischen Reiter sicherlich den Wolfsgrund heruntergekommen, wenn sie von der Höhe aus auf dem Sulzdorfer Berg mit der Kreuzung von Weinstraße und Geleitstraße, den Bauernhaufen im Talgrund erblickt hätten. Da wäre eine Flucht gerade in diese Richtung von vornherein ausschließbar. Der Schreiber des Truchsess berichtet: "wolten sie widerumb hinder sich an einen walt ziehen". Das wäre allerdings in einer Positionierung des Bauernhaufens im Talgrund äußerst schwierig gewesen, fast unmöglich, zu weit weg, nicht in kürzester Frist erreichbar. Spricht also zugegebener Maßen gegen die Positionierung des Bauernhaufens im Talgrund. Zumal möglicherweise auch das Hauptheer der bündischen Reiter über Moos und die Weinstraße anrückte, und sich damit zwischen den Wald Breitenlohe geschoben hätte.

Zurück zur Giebelstädter Marktchronik. Die verkürzte Schilderung des Schlachtverlaufs ist aber für eine Heimatchronik, die so ein wichtiges Ereignis abhandelt, sehr bescheiden. Da werden gern vergleichsweise in anderen Chroniken vielmehr lokales Wissen genutzt, örtliche Gewannnamen angeführt, heimatliche Sagen erwähnt, wenn es um die weitere Beschreibung eines historischen Ereignisses geht, das im Bereicht des in der Ortschronik behandelten Ortes stattfand. Da wurde hier leider ziemlich ausgespart. Sicherlich auch verursacht durch die zu geringe Diskussion über die Schlacht des 4. Juni 1525.
Schauen wir weiter auf den Beirag zu Sulzdorf:

"Daraufhin wurde ein Ersatzheer aus Würzburg ausgesandt, das aber am 04. Juni 1525 von den bündischen Streitkräften unter Georg Truchsess von Waldburg-Zeil zwischen Sulzdorf und Ingolstadt vernichtend geschlagen wurde. Damit endete der Aufstand des gemeinen Volkes in Franken.
Die Schäden, die der Bauernkrieg im Ort verursacht hatte, waren sicherlich erheblich, sind aber urkundlich nicht erfasst."
(Friederike Langeworth: Sulzdorf. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020, Seite 85)

Auch hier wird der Schlacht kaum Raum, kaum Text, keine lokale Kenntnisse eingeräumt. Immerhin der Hinweis, dass Akten im Hinblick der erfolgten Verbrennung des Dorfes nicht vorhanden sind. Vermutlich hat sich die Verbrennung stark auf die langfristige Entwicklung des Dorfes ausgewirkt, d. h. es gab eine Zeitlang keine besondere Aufbewahrungsmöglichkeit von Akten, was sich im heutigen Fehlen von Akten über diese Zeit ausdrückt. Leider finden wir in diesem Buch auch bei Ingolstadt eine Erwähnung der Schlacht wie im desinteressanten Nebenbei:
"... fand auf den Feldern zwischen Ingolstadt und Sulzdorf am 4. Juni 1525 die letzte Schlacht des Bauernkrieges in Franken statt."
Annette Barreca und Friederike Langeworth: Ingolstadt. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020, Seite 80

Leider wurden also bei der Erstellung der Chronik die vorhandenen Chancen nicht besonders genutzt, der Schlacht vom 4. Juni 1525 näher als bisher zu kommen, die Geschichte der Dörfer um die Schlacht herum genauer zu diskutieren. Schade.

2017 wurde zwischen Sulzdorf, Ingolstadt und Giebelstadt ein Kulturweg "Weiss' der Geyer" mit Informationstafeln und PDF-Dateien errichtet und ausgestattet, der neben der Adelsgeschichte den Bauernkrieg erwähnt:
"... von dort geht es zur Kautzenmühle, nahe der im Bauernkrieg 1525 die "Schlacht bei Sulzdorf" geschlagen wurde."
Giebelstadt-T1.pdf und Giebelstadt-T5.pdf: Archäologisches Spessart-Projekt e. V.: Der europäische Kulturweg Giebelstadt "Weiß der Geyer".  2017

Hier wird das lokale Wissen eingebracht, nahe der Kautzenmühle, leider ohne Erwähnung des Blutackers. Dafür aber wird ein in die Böschung gemauerter Keller textlich und bildlich erwähnt. Lorenz Fries berichtet in seiner Beschreibung der Vorgänge des 4. Juni 1525 "etlich bauren hetten sich in ain keller verporgen" (S. 325). Könnte es sich um diesen Keller handeln?

Ebenso sparsam zu einer genaueren Bestimmung der Schlachtgeschehen an diesem Tag sind die Wikis. Zunächst das Würzburg Wiki:
"Am 4. Juni besiegten die bündischen Streitkräfte unter Georg von Waldburg-Zeil westlich von Giebelstadt das aus Würzburg nachrückende Ersatzheer der Bauern.
Kriegsgebiet
Die Schlacht fand in einem Gebietsdreieck zwischen Ingolstadt, Sulzdorf und Giebelstadt statt."
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Schlacht_von_Ingolstadt#:~:text=Die%20Schlacht%20von%20Ingolstadt%20fand,nahe%20der%20Kauzenm%C3%BChle%20bei%20Ingolstadt
sowie
"Während des Bauernkrieges spielte Ingolstadt im Sommer 1525 in der Regionalgeschichte Frankens eine wichtige Rolle. Nachdem die fränkischen Bauern die Festung Marienberg in Würzburg im Frühsommer 1525 vergeblich belagerten und ein Teil der Bauern am 2. Juni 1525 die Schlacht bei Königshofen gegen das Heer des Schwäbischen Bundes verlor, fand auf den Feldern zwischen Ingolstadt und Sulzdorf am 4. Juni die Schlacht von Ingolstadt als letzte Schlacht des Bauernkrieges in Franken statt."
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Ingolstadt_in_Unterfranken

Fast stereotypisch werden die Felder zwischen Ingolstadt und Sulzdorf genannt. Im Talgrund um die Wasserburg herum herrschten allerdings Wiesen vor. Insofern wären die Angabe für das Schlachtgeschehen mit Feldern und Wiesen etwas genauer. Das könnte man noch spezifizieren auf Felder, Wiesen, Burg, Keller, Gräben, Häuser, Kirche, Wald, Wege, Straßen. Wenn man alle Ortsangaben aufführen wollten, die die verschiedenen Quellen mitteilen, an denen Kämpfe stattfanden, Verstecke von Bauern waren, Bauern erstochen wurden.
Westlich von Giebelstadt, Gebietsdreieck, auf den Feldern. Eine Annäherung, aber keine genauere Bestimmung. Lokales Wissen fließt nicht ein. Auch Wikipedia folgt diesem sparsamen Trend:
"fand auf den Feldern zwischen Ingolstadt und Sulzdorf am 4. Juni die letzte Schlacht des Bauernkrieges in Franken statt."
https://de.wikipedia.org/wiki/Ingolstadt_in_Unterfranken

Eine weitere Problematik neben der einer notwendigen Anhöhe hat allerdings die Verortung der Wagenburg an dieser Stelle noch: In den Quellen wird erwähnt, dass der Bauernhaufen in Richtung eines Waldes gedachte zu entweichen, was der Truchsess durch Positionierung von Reitern verhinderte und dass einzelne Bauern versuchten, in einen Wald zu entfliehen. Ein Wald findet sich aber um die Kauzenmühle herum keiner. Heute ist der Hangbereich zum Katzenbach hin aufgeforstet. Die Schmitt'sche Karte von 1797 zeigt aber an dieser Stelle keine Bewaldung an. Zudem wäre dieser Waldbereich, wenn es ihn 1525 gegeben hätte, leichter von den Bündischen zu umstellen, zu durchkämmen gewesen, denn wegen der angebrochenen Dunkelheit wurde wohl wegen der Größe des Waldbereis darauf verzichtet. Heute zeigt sich auch hinter dem Schloss von Ingolstadt ein kleines Wäldchen. Der Breitlohwald ist von der Kauzenmühle schon etwas weiter entfernt, aber wenn Bauern kilometerweit entfernt von der Kauzenmühle erschlagen wurden, könnten sie auch dieses Gehölz bei der Flucht von einzelnen Bauern und Bürger erreicht haben, auch wenn dieses Gehölz als Verlagerungsmöglichkeit des ganzen Bauernhaufens ausfällt.

Könnte der Blutacker bei der Anhöhe und bei der Allersheimer Kirche Begräbnisstätten von erschlagenen Bauern sein? Der Begriff Blut spricht für sich. Auch die Doppelung eines Blutackers in so kurzer Entfernung ist kennzeichnend. Der Blutacker in Allersheim soll ja aus Pietät von Bebauung frei gehalten worden sein. Eine Pietät der Erinnerung an den 4. Juni 1525, an erschlagene Bauern und Bürger.

Es läßt sich also auch aus bisher in der Literatur nicht berücksichtem lokalen Wissen eine genauere Bestimmung des Schlachtfeldes, der mögliche Standort der Wagenburg des Bauernhaufens ermitteln, die einigermaßen kongruent zu den geschichtlichen Quellen ist, insbesondere zur wichtigen topographischen Angabe, dass die Bauern auf einem Berg, einer Anhöhe standen und dort ihre Wagenburg errichteten. Es gibt zwei Anhöhen zwischen Sulzdorf und Ingolstadt und es gibt zwei Möglichkeiten, wo der Kampf um die Wagenburg stattfand. Besser zwei Möglichkeiten als keine. Dem 4. Juni 1525 von Sulzdorf und Ingolstadt ist zu wünschen, dass sich in heutigen und zukünftigen Betrachtungen zum Schlachtgeschehen genauere Berücksichtigungen der Topographie und der konkreten Orte / Gewanne einfinden. Ambrosius Geyer erwähnt in seinem Bericht "item man hat auch desselben tags bey 7 oder 8 dörfer daselbst angezündt, dann vil bauen darein geflohen, die man also herauß gesängt und in der flucht allererst erschlagen hat". Also waren mehr Dörfer vom Verbrennen oder einer Brandschatzung betroffen als bisher bekannt: Sulzdorf, Ingolstadt, Giebelstadt, Bütthard als verbrannt. Essfeld als Dorf in dessen Kirchhof Bauern geflüchtet sind, Allersheim mit Blutacker. Zu vermuten ist, dass als Brandschatzung in den umliegenden Dörfern das beste Vieh von den Bündischen mitgenommen wurde, sicherlich auch vor einer vollständigen Verbrennung der Dörfer. Der Truchsess bekam seine Beutebeteiligung vor allem aus der Mitnahme von Vieh und beweglichem Mobilar, nicht aus der generellen Brandschatzung in Gulden, die dem Schwäbischen Bund, bzw. dessen leerer Kasse vorbehalten blieb und der alle Dörfer und Städte entlang des Vormarsches des Schwäbischen Bundesheerzuges unterworfen wurden. Darauf wird der Truchsess auch bei Sulzdorf, Ingolstadt, Giebelstadt usw. geachtet haben, seine mit dem Bundesheer hintenan mitgeführte große Viehherde zu vermehren. Zumal die auch zur Verpflegung des Heeres diente, also auch permanent Abgänge in die Bundesheerküche hatte. Der Truchsess mußte also neben dem Schlachtgeschehen auch seine Vermögenssteigerung im Blick haben, die sich in permanenter Vergrößerung der mitgeführten Viehherde und der Beutewagen mit aus den Dörfern und Städten mitgenommen Mobilar ausdrückte. Eine genauere Beschäftigung mit dem 4. Juni 1525 lohnt sich also in mehrfacher Sicht, eröffnet neue Sichtweisen, sogar zwei Deutungsstränge.


Literaturangaben:


Annette Barreca und Friederike Langeworth: Ingolstadt. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020

Der Schreiber des Truchsessen Georg von Waldburg. In: Franz Ludwig Baumann: Quellen des Bauernkrieges in Oberschwaben

Ludwig Engert: Chronik der Marktgemeinde Allersheim. Würzburg 1993

Lorenz Fries: Die Geschichte des Bauern-Krieges in Ostfranken

Ambrosius Geyer: Handlung des Bunds wider die Bauern. In: Franz Ludwig Baumann, Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Oberschwaben.

Volker Kleinfeld: Florian Geyer und der Bauernkrieg 1525. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020.

Friederike Langeworth: Sulzdorf. In: Markt Giebelstadt (Herausgeber):  Chronik Marktgemeinde Giebelstadt, Giebelstadt 2020, Seite 85

MS Heidenfeld in: Ulrich Wagner: "Nun das Rad gieng und lief alleweil, kunntens nit halten." Quellen zur Erhebung der Bauern in Mainfranken 1525. In: Karl Hillenbrand und Wolfgang Weiß (Hrsg.): Reichtum des Glaubens. Festgabe für Bischof Friedhelm Hofmann zum 70. Geburtstag. Würzburger Diözesangeschichtsblätte 74. Band, Würzburg 2012

Spessartprojekt
https://www.spessartprojekt.de/kulturwege/giebelstadt-1-weiss-der-geier/
https://www.spessartprojekt.de/wordpress/wp-content/uploads/2019/04/Giebelstadt-T5.pdf

Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Ingolstadt_in_Unterfranken

Würzburg Wiki
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Schlacht_von_Ingolstadt#:~:text=Die%20Schlacht%20von%20Ingolstadt%20fand,nahe%20der%20Kauzenm%C3%BChle%20bei%20Ingolstadt
https://wuerzburgwiki.de/wiki/Ingolstadt_in_Unterfranken


Dezember 2023






Hellblaue Pfeilspitze: Lage Blutacker bei der Anhöhe bei der ehemaligen Wasserburg und heutigen Kauzenmühle, möglicherweise auch Standort der Wagenburg?

Blutacker mit Anhöhe zwischen Kauzenmühle und Ingolstadt, nach lokalem Wissen auch der Bereich der Wagenburgbildung des Bauernhaufens